Hamburg/Berlin. Großes Abendblatt-Interview. Opposition nennt Nachfolger Tschentscher eine „Notlösung“. Was der vorhat

Hamburgs scheidender Bürgermeister Olaf Scholz rechnet damit, dass die SPD unter seinem Nachfolger Peter Tschentscher die nächste Bürgerschaftswahl klar gewinnen wird. „Mit den Entscheidungen jetzt bin ich zuversichtlich, dass sich die Werte für die SPD schnell wieder nach oben bewegen und dass wir bei der Bürgerschaftswahl 2020 mit deut­lichem Abstand vor den anderen Parteien liegen werden“, sagte Scholz in einem Exklusiv-Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Eine Umfrage in der vergangenen Woche hatte die Partei, die bei Wahlen in Hamburg zuletzt immer deutlich mehr als 40 Prozent der Stimmen bekommen hatte, nur noch bei 28 Prozent gesehen.

Scholz betonte, dass es in seinem Senat mehrere Männer und Frauen gegeben hätte, denen „man das Amt des Bürgermeisters ohne Einschränkung anvertrauen könnte“. Tschentscher habe auch den Willen und „die nötige Härte“ dazu, was eine wichtige Voraussetzung sei. Dass sich sowohl Sozial­senatorin Melanie Leonhard als auch Andreas Dressel, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft, aus familiären Gründen gegen eine Scholz-Nachfolge entschieden haben, sei im Übrigen zu begrüßen: „Frauen wie Männer wollen die Entwicklung ihrer Kinder begleiten und nicht nur ab und zu zu Hause vorbeischauen, um zu sehen, ob die Kinder schon eingeschlafen sind.“

Scholz’ Nachfolger Tschentscher gab sich am Wochenende selbstbewusst. „Ich denke, dass ich in den letzten Jahren viel Regierungserfahrung gesammelt habe – in Hamburg, aber auch in Berlin im Bundesrat –, sodass ich auf das Amt des Ersten Bürgermeisters gut vorbereitet bin“, sagte er dem Abendblatt. Einsetzen wolle er sich vor allem für den Bau von guten und bezahlbaren Wohnungen sowie für „ein modernes öffentliches Verkehrssystem“ mit einem erweiterten U- und S-Bahn-Angebot und die Stärkung von Wissenschaft und Forschung.

Große Zweifel an Tschentschers Eignung für das Bürgermeister-Amt hat CDU-Fraktionschef André Trepoll. „Zahlen zu verwalten ist das eine – zu gestalten, inhaltliche Impulse zu liefern und die Menschen dabei mitzunehmen, ist das andere. Dafür steht Tschentscher nicht und daher ist er eindeutig eine Notlösung.“

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