Berlin.

Patienten, die ohne Rezept direkt vom Physiotherapeuten behandelt werden, werden schneller gesund als jene, die eine Therapie ärztlich verordnet bekommen. Das ergab eine mehrjährige Studie der Krankenkasse BIG und des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten (IFK), die am heutigen Montag in Bochum vorgestellt wird.

Physiotherapeuten, Ärzte und Politik streiten seit Jahren darüber, ob Patienten ohne vorherige ärztliche Diagnose und Verordnung eine Physiotherapie auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch nehmen dürfen. Ärztekammern berufen sich darauf, dass die Diagnose eine urärztliche Aufgabe sei. Die Bundesregierung verweist darauf, dass Heilmittel nur auf ärztliche Verordnung abgegeben werden dürften.

Nach Ansicht der Physiotherapeuten stellt die Studie diese Aufgabenverteilung infrage. Untersucht wurden seit 2011 in 40 Modellpraxen die Therapieverläufe von über 600 Patienten. In einer Kontrollgruppe wurden Patienten nach Verordnung eines Arztes behandelt. In der Modellgruppe entschied der Physiotherapeut selbstständig über Art und Dauer der Therapie. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften wertete die Daten aus. Ergebnis: In der Modellgruppe war die Behandlungsdauer um zwei Wochen kürzer – bei weniger Behandlungseinheiten. Eine Kostenausweitung sei nicht festzustellen.

„Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache. Der ausschließliche Weg über den Arzt ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes IFK. Sie forderte die neue Bundesregierung auf, Modellvorhaben zum Direktzugang in der Physiotherapie zu ermöglichen.