Am Kaffeetisch wird es manchmal existenziell – die Keksschachtel als Psychokiste

Es gibt Dinge im Leben, da muss man sich einfach für eine Seite entscheiden: HSV oder St. Pauli, Stones oder Beatles, Donald oder Hillary. Von den jeweiligen, zum Teil recht großen Entscheidungen hängt auch ab, wie wir diese Menschen beurteilen.

Das kann man aber auch anhand wesentlich kleinerer Teile. Der Bundesverband der Süßwarenindustrie hat gerade eine Studie vorgestellt, die erklärt, wie Menschen- und Kekstypen zusammenpassen. Analog zur griechischen Lebensweisheit „Zeige mir deine Freunde, und ich sage dir, wer du bist“, greifen sie dabei tief in die Keksschachtel – eine wahre Psychokiste.

Puristen essen nur Lieblingskekse und nutzen gern schlichtes Bauhaus­geschirr. Krümler sind impulsiv und gesellig, bringen aber ihre Partner schon mal zur Verzweiflung. Tunker brauchen unbedingt ein Begleitgetränk. Sie nutzen Kaffee, Tee oder Kakao, um den Keks einzustippen und das bis fast zur Unkenntlichkeit aufgeweichte Gebäck dann in sich hineinzuschlürfen. Zerleger bauen dagegen alles auseinander, zum Beispiel Doppelkekse. Mit Gänsehaut erinnere ich mich an meine alte Freundin Maggie, die ihren „Mars“-Schokoriegel immer erst mithilfe ihrer langen Fingernägel komplett vom Schokoladenüberzug befreite, bevor sie das erste Mal hineinbiss.

Dass die Sache manchmal gera­dezu existenzielle Dimensionen bekommt, wissen die Amerikaner. „That’s the way the cookie crumbles“, sagen sie und beschreiben so die Unzuverlässigkeit des Gebäcks bei der Einhaltung der Sollbruchstellen. Auf Deutsch drückt man das weniger symbolträchtig, dafür aber kalorienfrei und ähnlich fatalistisch aus und sagt: So ist das Leben!