Die plumpe Komödie „Vielmachglas“ ist ganz auf Jella Haase zugeschnitten

„Vielmachglas“ ist ganz auf Jella Haase zugeschnitten, die rotzige Chantal aus den „Fack ju Göhte“-Filmen, die mit „Vier Könige“ auch schon dramatisches Format bewiesen hat. Im Regiedebüt von Florian Ross spielt sie die junge Marleen, die nicht recht weiß, was sie mit ihrem Leben anstellen soll. Sie ist damit eine Enttäuschung für die Eltern (ebenfalls sträflich unterfordert: Juliane Köhler und Uwe Ochsenknecht) und das glatte Gegenteil ihres Bruders Erik (Matthias Schweig­höfer), der um die Welt reist und darüber ein Buch nach dem anderen schreibt. Bei einem seiner seltenen Besuche schenkt Erik ihr ein einfaches Einmachglas, das er vielsagend Vielmachglas nennt. Jeden Ausbruch aus der Komfortzone soll sie auf einen Zettel notieren und da reinstecken, als Mut-Trophäe.

Später bauen die beiden einen Unfall, den der Bruder nicht überlebt. Matthias Schweighöfer hat’s gut: Der kommt damit früh und relativ ungeschoren aus dem Debakel raus. Dass der zweite Star des Films so früh geopfert wird, ist gleichwohl ein Schock, von dem der Film sich nur schwer erholt.

Die Schwester wird so aus ihrer Lethargie gerissen und macht sich nun auf, ohne Wechselklamotten, nur mit Atlas und Einmachglas im Rucksack, die letzte Reise des Bruders anzutreten. Die geht eigentlich in die Antarktis, der einzige Kontinent, den er noch nicht bereist hat. Aber dafür muss das Mädel erst mal nach Hamburg kommen, und schon das gerät zur Odyssee.

Warum müssen deutsche Komödien ei­gentlich immer so plump sein? Warum sind ihre Figuren keine Menschen aus Fleisch und Blut, sondern nur Karikaturen, die immer genau das tun, von dem man denkt, das darf jetzt bitte nicht passieren? Warum traut man dem Publikum nicht mehr zu?

„Vielmachglas“ D 2018, 89 Min., o.A., R: Florian Ross, D: Jella Haase, Marc Benjamin, Matthias Schweighöfer, Juliane Köhler, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Mundsburg/Wandsbek;
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