In Deutschlands erstem „Bye bye Läuse“-Salon werden die Plagegeister mit Heißluft ausgedörrt. Juckt’s wen?

Kopfläuse sind bedauernswerte Wesen. Ausgewachsen nur zwei Millimeter, überleben sie ohne Mensch keine zwei Tage. Sie können nicht fliegen und ihr Quartier nur wechseln, wenn „ihr“ Mensch, den die Biologen Wirt nennen, einem anderen so nahe kommt, dass sie rübermachen können.

Wenn Mensch sich ärgert, behauptet er, ihm sei eine Laus über die Leber gelaufen. Was gar nicht geht. Denn die Blutsauger sind zwar lästig, dringen aber nie so tief in den Organismus vor.

Dass alle Kampfmittel seit Beginn der Evolution die Minitierchen überhaupt nicht jucken, wissen wir spätestens, seit bekannt ist, dass sich schon Neandertaler mit ihnen plagten. Kopfläuse sind derart in uns vernarrt, dass sie mit Kleiderläusen extra einen Ableger entwickelten, als sich der Mensch vom nackten Affen zum Kleiderständer wandelte.

Jetzt geht es den Plagegeistern mit Hitze an den Kragen. Im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg betreibt der Franzose Gary Attias (34) den ersten „Bye bye Läuse“-Salon Deutschlands. Statt tagelanger Selbstbehandlung mit Cremes und Tinkturen verspricht er Rettung in 60 bis 90 Minuten. Die Franchisefiliale der US-Kette Lice Clinics of America arbeitet mit „viel heißer Luft, ohne Chemie“. Die Läuse werden mit staubsaugerähnlichen Maschinen bei 55 Grad gedörrt, dann mit Wirkstoffcreme angeschmiert und ausgekämmt. Je nach Haarlänge kostet das 79 bis 119 Euro, inklusive Kaffee, Keks und sieben Tage Erfolgsgarantie. Eine echte Alternative?

Die neue Methode ist jedenfalls teurer als konsequentes Ausbürsten mit einem Läusekamm über zwei Wochen. Die Parasiten als Art werden auch das überleben. Sie krabbelten schon im alten Ägypten auf Mumienköpfen. Da ging es damals schon ziemlich heiß her.