München.

Der Fall erinnert an den verurteilten Patientenmörder Niels H., der in niedersächsischen Kliniken mehr als 100 schwer kranke Menschen getötet haben soll: In München haben Ermittler nun einen Pfleger unter Mordverdacht festgenommen – er hat gestanden, einen 87-jährigen Patienten getötet zu haben. Womöglich gibt es weitere Opfer.

Der Verdächtige – ein 36-jähriger Pole – soll einem Rentner in Ottobrunn bei München eine tödliche Insulinspritze verabreicht haben. Weil Rechtsmediziner bei dem nicht an Diabetes erkrankten Toten Einstichstellen und einen extrem niedrigen Blutzuckerwert feststellten, geriet der Pfleger in Verdacht. Die Polizei fand bei ihm zwei EC-Karten des Toten samt Geheimnummern sowie 1210 Euro. Später räumte der Mann ein, dem Rentner die Insulinspritze verpasst zu haben. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Eine Mordkommission geht dem Verdacht nach, dass der mutmaßliche Mord von Ottobrunn nur die Spitze eines Eisbergs ist. Mit einer bundesweiten Fahndung wolle man herausfinden, wo der Mann noch überall gearbeitet habe, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft München I am Dienstag. Die Behörden veröffentlichten sogar den vollen Namen des Verdächtigen – Grzegorz Stanislaw Wolsztajn. Ein ungewöhnlicher, aber unbedingt erforderlicher Schritt, sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding: „Wir wollen ein Bewegungsbild des Beschuldigten. Wir wollen wissen, wo er sich aufgehalten hat.“

Der Pole ist demnach seit zehn Jahren als ungelernter Pfleger tätig. Die Mordkommission stieß auf weitere Fälle, die den Beamten merkwürdig vorkamen: In Mülheim an der Ruhr, im baden-württembergischen Waiblingen sowie in Weilheim und Aresing in Oberbayern kamen Pflegebedürftige ins Krankenhaus, während sie von dem Mann betreut wurden. Sie überlebten, doch bei allen wurden nicht erklärbare, ex­trem niedrige Blutzuckerwerte festgestellt. Eine andere Person aus Burg in Schleswig-Holstein starb wenige Tage, nachdem der Pfleger angereist war.

Insgesamt wissen die Ermittler bislang von 20 Orten in Deutschland, an denen Wolsztajn noch beschäftigt war. Wobei es nicht überall Auffälligkeiten gegeben habe. Die Ermittlungen dauern weiter an.