Das New York Philharmonic führte ein Konzert für zwei Tischtennisspieler und Orchesterauf

Wer einmal in seinem Leben eine Tuba im überforderten Arm gehalten hat, ein mühlsteinschweres Bariton­saxofon am Hals hatte oder eine Harfe bis auf die Konzertbühne wuchten durfte, der weiß: ­Musikmachen ist auch Hochleistungssport. Ohne Muckis in zuständigen Körper­gegenden und Muskelkoordination kommt man nicht mal auf den Kurzstrecken der Piccoloflöte weit. Man braucht Timing, Konzentration und jede Menge Kondition.

Deswegen klingt es auch nur beim ersten Hinhören nach einem sehr frühen Aprilscherz, was das New York Philharmonic auf ein Gala-Programm zur Feier des chinesischen Mondneujahrs setzte: „Ricochet“, ein Konzert für zwei Tischtennissolisten, Violine, Percussion und Orchester, 2015 in Shanghai uraufgeführt. Kein Spaß. War wirklich so, es gibt Onlinevideos.

Dort wie in New York waren es US-amerikanische Olympioniken, wie Sänger in der Elbphilharmonie hoch und hinter das Orchester gestellt, mit einem ­Sicherheitsnetz, um verheerende Querschläger auf einfamilienhausteure Edelgeigen zu vermeiden. Für Amateure ist das Stück jedenfalls eindeutig nicht gedacht. Der Konzertname – Abprall – ist Programm; die beiden Plattenspieler haben in diesem Opus des New Yorkers Andy Akiho alle Vor- und Rückhände damit zu tun, die vom Komponisten vorgegebenen Spielzüge einsatzgenau hinzubekommen.

Logische Fortsetzung dieser schönen Idee, dass man auf und aus fast allem überraschend Musik machen kann: das erste Konzert für Tennisschläger-Luftgitarre, zur Not unplugged, und ­gemischtes Streichquartett. Bei seinem Taktgefühl wäre das doch genau das Richtige für Boris Becker.