Wenn der Hermes-Wagen kommt, ist Geduld gefragt. Wir haben ja selbst schuld

Sie heißen DPD, UPS, DHL und so weiter. Hinter den Abkürzungen dieser Lieferdienste verbergen sich mehr oder weniger sinnvolle Namen oder Funktionsbezeichnungen. Einer firmiert sogar ganz ausgeschrieben unter Hermes, das ist eigentlich der griechische Schutzgott des Verkehrs, der Diebe und der Kunsthändler. Fast allen gemeinsam ist, dass ihre Lieferwagen im sogenannten Sprinter-Format nicht nur sprinten, sondern vor allem an allen möglichen und vorzugsweise unmöglichen Stellen halten, damit die Lieferwagenfahrer ihre Lieferungen liefern können.

Und dabei den übrigen Verkehr blockieren. Deshalb steht bei vielen Autofahrern die Bezeichnung „Lieferwagen“ häufig für „sich ausgeliefert fühlen“. Dies gilt vor allem, wenn der Paketbote auf viel befahrenen Straßen und dann noch im Halteverbot hält. Bei dichtem Gegenverkehr gibt es damit so gut wie keine Chance, zügig am Blockierer vorbeizukommen. Vor allem auf der Verbindung zwischen Rellingen, Hauptstraße, und Pinneberg, Damm, herrscht fast täglich Hochbetrieb.

Besonders ärgerlich ist es, wenn der Lieferant in Mehrfamilienhäusern oder Reihenhaussiedlungen gleich reihenweise seine Kundschaft bedient. Dann werden locker zehn Minuten Parkzeit erreicht. Während ich mich im Stau dem Verursacher im Schneckentempo nähere, weil meist nur ein bis zwei Autos am Hindernis vorbeikommen, macht sich bei mir plötzlich klammheimliche Freude breit. Denn auch ein konkurrierender Lieferdienst ist dem Blockierer ausgeliefert.

Genug der Boshaftigkeiten. Man kann die armen und nicht üppig bezahlten Fahrer auch bedauern. Sie müssen unter oft erheblichem Zeitdruck ihren Job machen, finden keine Parkplätze, dürfen sich eigentlich auch nicht auf Geh- und Radwege stellen (was jedoch trotzdem manchmal passiert) und haben zudem noch Stress mit den anderen Verkehrsteilnehmern.

Genau genommen sind ja nicht die Fahrer, sondern die Verbraucher schuld. Die bestellen sich online quer durch das gesamte Angebotsfeld alles, was sie brauchen und bringen damit erst die Karawane der Lieferanten auf Touren. Schluss jetzt. Es klingelt. Na, Bravo! Vor der Haustür steht ein Paketbote mit Computerzubehör, das ein Familienmitglied, dessen Name nichts zur Sache tut, unter meiner Lieferadresse online bestellt hat.