Vielleicht nur gute Manieren ... Zu Risiken und Nebenwirkungen im Wartezimmer fragen Sie den Tanzlehrerverband

Im ärztlichen Wartezimmer lauern nicht nur von der Kasse zugelassene Keime, nein, auch weniger bekannte Bazillen – zum Beispiel die schlechten Benehmens. Der norddeutsche Freiherr von Knigge (1752 – 1796) kannte sich mit diesem Spezialgebiet noch nicht aus. Deshalb füllt diese Lücke jetzt der Arbeitskreis für Umgangsformen International (AUI). Das sind Experten, die sich eng an den Deutschen Tanzlehrerverband schmiegen und sich schon von Berufs wegen taktvoll verhalten. Ihrer Expertise nach dürfen wir das Wartezimmer betreten, ohne anzuklopfen. Aber gemach! „Wichtig ist, die Tür behutsam zu öffnen, falls jemand dahinter steht.“ Wer will sich auch hier eine Kopfverletzung zulegen?

Nächste Regel: freundlich in die Runde grüßen, möglichst mit einem Lächeln. Gut gelaunte, topfitte Arztbesucher scheinen die Knigge-Ratgeber vorauszusetzen. Tabu sind Handys am Ohr und Telefonieren in der Wartezeit. Nur im Ausnahmefall dürfe man in sein Phone etwas tippen, aber bitte ohne Tastentöne.

Schwieriger zu entscheiden: Wer steht auf, wer bleibt sitzen, wenn die Stühle nicht reichen? Schließlich kann man schlecht „Die Reise nach Jerusalem“ spielen. Faustregel: „Die Person, die weniger Stehprobleme hat, zeigt sich hilfsbereit.“ Wie aber erkennt man hinkende Simulanten?

Gemahnt wird zudem vor dem Lösen von Rätseln in ausgelegten Zeitschriften oder das Herausreißen ganzer Seiten. Ruhe bewahren heißt es, wenn Wartende aufgerufen werden, obwohl sie später gekommen sind als man selbst. Laut Knigge „kein Grund, sich lautstark zu beschweren“. Vielleicht bräuchten sie bloß eine Spritze oder einen Verband vom Hilfspersonal. Besser nachfragen: „Kann es sein, dass ich vergessen wurde?“ So wie bei manchen das gute Benehmen.