ein, Kapitän bin ich nicht“, sagt Klaus Böscke und lächelt verschmitzt, denn natürlich bekommt er diese Frage häufiger gestellt. „Die Kapitänsführungen im Internationalen Maritimen Museum werden zwar überwiegend von Kapitänen gemacht, aber eben nicht ausschließlich. Wir haben zum Beispiel auch Schifffahrtskaufleute dabei, Lotsen und für die technischen Bereiche Ingenieure, zu denen auch ich zähle“, sagt der heute 72-Jährige, der unter anderem auf der Howaldtswerft gearbeitet hat, bevor er in die Mineralölsparte wechselte. Da aber Seefahrt immer seine Leidenschaft gewesen ist, hat er sich nach der Pensionierung bei Peter Tamm gemeldet, um sich für dessen Sammlung zu engagieren. So war er schon 2008 dabei, als Tausende Exponate von der Elbchaussee in den Kaispeicher B transportiert wurden, um dort in Hamburgs Schifffahrtsmuseum präsentiert zu werden. Schon bald nach der Eröffnung fand sich ein Kreis von Ehrenamtlichen zusammen, der das Konzept der Kapitänsführungen entwickelte: Menschen aus der Praxis führen die Besucher durchs Haus und erklären aus eigener Erfahrung maritime Themen. „Das kam von Anfang an hervorragend an, denn die Besucher spüren, dass sie hier Wissen aus erster Hand vermittelt bekommen“, sagt Böscke. Zum Beispiel zum Thema Navigation und Kommunikation auf See. Wenn er darüber spricht, führt er seine Gruppe auf Deck 1 zunächst zur Galerie der Entdecker. Dort stehen die Büsten großer Seefahrer wie Christoph Kolumbus, Vasco da Gama, James Cook, aber auch die des chinesischen Admirals Zheng He. Aber wie findet man sich zurecht in der scheinbaren Unendlichkeit des Meeres? Böscke steht neben der Kolumbus-Büste und erzählt seinen Zuhörern von dem großen Irrtum dieses großen Entdeckers: „Kolumbus war zeit seines Lebens nicht bewusst, dass er einen neuen Erdteil für Europa entdeckt hatte, da ihm im damals gültigen ptolemäischen Weltbild 10.000 Kilometer am Erdumfang fehlten“, sagt er und räumt mit einem Vorurteil auf: „Schon seit der Antike wussten die Seefahrer, dass die Welt keine Scheibe, sondern eine Kugel ist.“ Dann geht er nebenan zu den Instrumenten, mit denen die Seefahrer ihre Position bestimmt haben. Schon im Altertum orientierten sie sich an den Gestirnen, später erfand man jedoch technische Hilfsmittel, mit denen das immer besser gelang. Das waren zum Beispiel Winkelmessinstrumente wie das Astrolabium, der Jakobsstab und der Davis-Quadrant. Aus diesen noch relativ einfachen Instrumenten entwickelten sich die präziseren Spiegel-Oktanten und Spiegel-Sextanten.

Für manchen Besucher wird es hier schon ziemlich kompliziert, und Klaus Böscke weiß natürlich, dass es Laien mitunter schwerfällt, die Funktionsweise dieser nautischen Geräte nachzuvollziehen. Also lässt er es sie selbst ausprobieren und lädt sie dazu ein, sich an einem Sextanten zu versuchen. Natürlich nicht an einem der wertvollen Originale, die ohnehin hinter Glas aufbewahrt werden, dafür aber an einem hölzernen Modell. Und das eignet sich vorzüglich dafür, die Funktion von Einblicköffnung, Horizontspiegel und Indexspiegel nachzuvollziehen und zu verstehen.

60 bis 90 Minuten dauern die Kapitänsführungen üblicherweise, bei denen es um ganz unterschiedliche Themen geht, von der Hochseefischerei bis zur Meeresforschung, von der Hansezeit bis zur internationalen Logistikkette. Von Anfang an war Klaus Böscke bei dieser Führungsreihe dabei, die er seit einigen Jahren auch koordiniert. Von Zeit zu Zeit wird er übrigens selbst wieder zum Seefahrer, nicht nur mit dem Segelboot auf der Ostsee, sondern als Lektor auf dem Kreuzfahrer „Mein Schiff 3“. Dort hält er Vorträge im „Meerleben“, dem weltweit ersten maritimen Museum auf hoher See. Es entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg und TUI Cruises. „Manchen Kreuzfahrtgast sehe ich später wieder als Teilnehmer unserer Kapitänsführungen“, sagt Klaus Böscke. Kein Wunder, denn auch auf hoher See fühlt er sich als Botschafter seines Museums, auch wenn er selbst kein Kapitän ist.