s ist Muskelarbeit, denn die Drahtseile, die hier bewegt werden müssen, sind ziemlich schwer. Jochen Gnass steht an diesem eiskalten Wintertag im 50er-Schuppen des Hafenmuseums Hamburg mit einem Kollegen an seinem Arbeitsgerät, der sogenannten Spleißbank. Dort liegt jetzt das obere Ende eines der Drahtseile der Viermastbark „Peking“. „Wir werden das Drahtseil mit neuem Segeltuch ummanteln und anschließend mit Hüsing, einem holzteergetränkten Garn, umwickeln. Kleeden nennt man diesen Arbeitsvorgang. Damit konservieren wir das Tauwerk, das kann dann 40 0der 50 Jahren halten“, sagt Herr Gnass. Er ist stolz darauf, einen fast schon ausgestorbenen Handwerksberuf auszuüben. Takler, die noch die traditionellen Techniken beherrschen, sind heute so selten geworden wie die großen Segelschiffe, für die sie einst gearbeitet haben. Ausgebildet werden diese maritimen Handwerker schon lange nicht mehr, umso wichtiger ist es, dass sie ihr Wissen und Können bei der Arbeit an großen Projekten wie dem aktuellen weitergeben können. Für die Restaurierung der „Peking“ sind sie unverzichtbar, denn das Rigg, wie die Takelage auch seemännisch genannt wird, soll originalgetreu restauriert werden.

Von den 14 Taklern, die sich im Auftrag der Stiftung Hamburg Maritim gemeinsam mit Jochen Gnass zurzeit dieser Aufgabe widmen, kommt die Hälfte aus Dänemark, die andere aus Norddeutschland. „Ungefähr 35 Prozent der Drahtseile der ,Peking‘ sind erhaltenswert und werden deshalb von uns jetzt überholt“, sagt Gnass. Zunächst widmen sie sich dem „stehenden Gut“. Das sind die Drahtseile, die den Mast festhalten und nicht bewegt werden. Diese sollen später noch auf der Werft in Wewelsfleth angebracht werden, wo die „Peking“ gegenwärtig restauriert und auf ihre neue Rolle als Glanzstück des künftigen Deutschen Hafenmuseums vorbereitet wird. Bei dem „Laufenden Gut“, dem sich die Takler anschließend widmen werden, handelt es sich um die beweglichen Taue, mit denen zum Beispiel die Segel hoch- und runtergezogen werden können. Allein das „Stehende Gut“ hat bei der „Peking“ eine Gesamtlänge von etwa 4800 Metern.

„Am Ende wird die Takelage der ,Peking‘ wieder voll funktionstüchtig sein“, sagt Gnass, für den das jetzige Projekt allein schon aufgrund seiner Dimension eine ganz besondere Aufgabe und auch eine große Herausforderung ist. In etwa zwei Jahren wollen er und seine Kollegen damit fertig sein.

„Ein Teil der ,Peking‘ liegt mit der Takelage jetzt schon in Hamburg. Es ist der erste sichtbare Baustein für das künftige Deutsche Hafenmuseum“, sagt Carsten Jordan, der zu Jahresbeginn des Leitung des bisherigen Hafenmuseums Hamburg übernommen hat. Dort, im 50er-Schuppen am Bremer Kai, kann man den Taklern demnächst über die Schultern schauen und beobachten, wie sie ihr fast schon vergessenes Handwerk ausüben. Und wer ihnen dann zusieht und mit ihnen vielleicht auch ins Gespräch kommt, gewinnt eine Ahnung von der Dimension ihrer Aufgabe – und von den Ausmaßen dieses großartigen Hamburger Segelschiffs, das in Zukunft der Blickfang des Deutschen Hafenmuseums sein soll: Jeder der vier Masten wiegt bis zu 24 Tonnen, die Rahen bringen es auf bis zu acht Tonnen und bis zu 29 Meter Länge. Kein Zweifel: Die „Peking“ hat das Zeug zu einem Hamburger Wahrzeichen.