hamburg. Stadt reagiert auf Beschwerden der Einwohner. Viele Parkplätze und Bäume werden verschwinden

In Hamburg sollen die an vielen Stellen baufälligen Gehwege nicht nur schneller saniert werden – die Stadt will das gesamte von Fußgängern genutzte Wegenetz auch modernisieren und umgestalten. Die Wege sollen insgesamt breiter und barrierefrei werden, sodass sie überall auch mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen benutzbar sind und mehr Aufenthaltsflächen für Anwohner bieten.

Die Hamburgische Bürgerschaft hat den Senat jetzt in einem Beschluss aufgefordert, „bei Fahrbahnsanierungen grundsätzlich auch die Nebenflächen“, also die Fußwege, zu erneuern, falls diese baufällig sind. Außerdem solle der Senat „die konzeptionelle Förderung des Zu-Fuß-Gehens vorantreiben und dabei einen Fokus auf Attraktivität und Sicherheit der Wegebeziehungen legen“, so der Beschluss.

„Wir brauchen breitere Gehwege, die barrierefrei und einladend gestaltet sind“, sagte Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD). „Außerdem müssen Sicherheit und Leichtigkeit des Fußgängerverkehrs auch dort gewährleistet werden, wo Bäume wachsen. Machen wir uns nichts vor: Baumwurzeln müssen dann entfernt werden. Das wird schwierig und muss im Einzelfall entschieden werden.“ Damit macht Rieckhof klar, dass für bessere Fußwege wohl der eine oder andere Straßenbaum geopfert werden muss. Denn deren oft flache Wurzeln beschädigen an vielen Stellen die Fußwege.

Hintergrund der Offensive ist die große Zahl von Beschwerden über den schlechten Zustand der Gehwege. Auch die Zahl der Schadenersatzforderungen nach Unfällen auf maroden Wegen hatte sich zuletzt mehr als verdoppelt. Bei einer Abendblatt-Online-Umfrage im Dezember bewerteten 84 Prozent der Teilnehmer den Zustand der Fußwege in Hamburg als schlecht. Umfassende Erhebungen zum Zustand der Wege gibt es bisher allerdings nicht.

Als mögliche Vorbilder für den Ausbau der Fußwege in ganz Hamburg sollen zwei Pilotprojekte in Hoheluft-Ost und Alsterdorf dienen. In den beiden Stadtteilen hat ein Beratungsbüro jetzt für den Bezirk Nord den Zustand der Wege untersucht und zusammen mit Einwohnern Konzepte zur Verbesserung erarbeitet. Eines ist dabei klar geworden: Sollen die Wege besser und breiter werden, dürfte das nicht nur manchen Baum das Leben kosten – es werden auch Parkplätze verschwinden müssen. Die Gutachter stellten die These auf, dass in Hoheluft-Ost mehr Pkw gemeldet seien, als man dort überhaupt regulär parken könne. Da nicht nur die Zahl der Einwohner wächst, sondern auch die Zahl der angemeldeten Pkw zunimmt, werden die Nutzungskonflikte immer deutlicher. Wenn es nach den Konzepten im Bezirk Nord geht, könnte sogar mancher Vorgarten dem Gehweg weichen müssen.

CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering kritisiert die Pläne, Bäume, Vorgärten und Parkplätze für breitere Gehwege zu opfern – und bezeichnete die rot-grüne Verkehrspolitik als „Scherbenhaufen“.

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