Ayla Yeginer inszeniert die Komödie „Allens Düütsch – oder wat?“ im Ohnsorg-Theater

Erfahrungen in einer Wohngemeinschaft? Nicht jeder hat sie. „Meine beschränken sich auf wenige Monate“, erzählt Ayla Yeginer. Die Hamburgerin mit türkischen Wurzeln hat mit einem Stück, das in einer vierköpfigen Multikulti-Studenten-WG spielt, daher einiges vor sich.

Die Premiere von „Allens Düütsch – oder wat?“ am 25. Februar ist eine mehrfache Herausforderung für die Jung-Regisseurin. Manfred Hinrichs’ plattdeutsche Fassung der Komödie „Achtung Deutsch!“ ist ihr Ohnsorg-Debüt. „Neues Genre, neues Haus, neue Sprache“, bringt es Ayla Yeginer auf den Punkt. Respekt ja, Ehrfurcht auch, aber Angst? Nein. Im Winterhuder Theater Kontraste überzeugte die 35-Jährige schon mit der Regie des Dramas „Das Urteil“, der Farce „Mutti“ um Angela Merkel und Co. sowie der ungewöhnlichen und bewegenden Flüchtlingsalltags-Satire „Phantom (Ein Spiel)“ von Lutz Hübner/Sarah Nemitz.

Als ihr Ohnsorg-Intendant Michael Lang Ende 2016 – damals noch Chef der Komödie Winterhude und im Kontraste – die Regie für „Achtung Deutsch!“ auf Platt antrug, sagte Yeginer: „Grundsätzlich ja, aber ich will das Stück erst noch mal lesen.“ Nun weiß sie: „Es erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl, da es sehr stark auf Klischees beruht.“

Man(n) kann’s auch übertreiben, wie 2014 Jochen Busse mit dem Bonner Con­tra Kreis Theater zeigte: Seine Inszenierung wurde bei den Privattheatertagen in Hamburg trotz einer sehr auf rheinländisches Publikum getrimmten und mit Dialekten und Vorurteilen überfrachteten Fassung mit dem Monica-Bleibtreu-Preis ausgezeichnet. Im Jahr zuvor hatte „Achtung Deutsch“ in Martin Woelffers Regie in Winterhude noch ein neues, etwas feineres Licht auf den Boulevard geworfen.

Ayla Yeginer hat beide Inszenierungen gesehen – ohne zu ahnen, was auf sie zukommt. „Klischees haben auch etwas Positives, wenn man sie überwunden hat. Dann kann man schön damit spielen“, sagt sie. „Klischees geben Raum für Spaß“, hat sie in sechs Wochen Proben erkannt.

Der österreichische Vielschreiber Stefan Vögel, am Ohnsorg schon mit sechs Stücken präsent (zuletzt 2017 als Uraufführung „Fründschaftsspill“), tangiert mit der WG das Thema Integration: Vier ausländische Studenten gaukeln in Abwesenheit des deutschen Hauptmieters einem Mann der Wohnungsbaugenossenschaft die perfekte deutsche Familie vor, kritisch beäugt von einem typisch deutschen Nachbarn. Die vier wollen der Kündigung entgehen. Und ausgerechnet der von Abschiebung bedrohte, indes perfekt Deutsch sprechende Syrer Tarik gibt das Familienoberhaupt.

„Jede der Figuren hat einen ernsten Moment, der den Charakter hinter dem Klischee deutlich macht“, sagt Ayla Yeginer. Zudem erfordere das Spiel auch einen speziellen Umgang mit der Sprache: Plattdeutsch ja, aber bei der Französin oder dem Italiener sei Hochdeutsch mit Akzent angebrachter. Dennoch ergebe sich ein Gemeinschaftsgefühl. „Ich hätte Lust, in diese WG einzuziehen“, sagt die Regisseurin lachend. Wenn es auch den Ohnsorg-Besuchern so ergeht, hat sie
einiges richtig gemacht.

Allens Düütsch – oder wat?“ Premiere So 25.2., 19.30, bis 7.4., Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.),
Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 18,- bis 31,50
unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de