Manchmal ist es ein Riff, der einem Song das besondere Etwas gibt. Bei Alice Mertons Hit „No Roots“ ist es die geschrubbte Gitarre, die aufhorchen lässt. Der zackige Rhythmus und ihre Art der Phrasierung erinnern etwas an die frühe Alanis Morissette. Auch Merton hat wie Morissette in Kanada gelebt, allerdings ist die Newcomerin eine richtige Nomadin gewesen. Bereits als Kind ist sie mit ihren Eltern elfmal umgezogen. Um dieses Gefühl, kein wirkliches Zuhause zu haben, geht es auch in „No Roots“.

Merton erzählt darin von diesem unsteten Leben, das sie nach England, Frankreich, Kanada und nach Deutschland geführt hat. Ihr Vater ist Ire, ihre Mutter Deutsche. Sie ist mit der eng­lischen Sprache aufgewachsen und hat erst als 13-Jährige Deutsch gelernt, als sie die Großmutter in München besucht hat. „Ich könnte sagen, meine Wurzeln liegen in Irland, Kanada, Deutschland, Frankreich. Aber ich weiß es nicht. Ich fühle einfach, dass ich kein Land habe, das meine Heimat ist“, erzählt sie.

München war eine Zeit lang ihr Lebensmittelpunkt, auch in Mannheim hat sie einige Zeit verbracht, weil sie an der dortigen Popakademie eingeschrieben war. „Ich wollte da nicht zum Popstar gemacht werden. Mein Ziel war es, die eigenen Songs selbst zu singen. Mein Wunsch war es immer, dass Leute zu meinen Konzerten kommen, meine Songs hören und mich kennen­lernen, da die Songs auch sehr autobiografisch sind.“

Dazu haben die Fans der 23 Jahre alten Sängerin und Gitarristin demnächst sehr viel Gelegenheit. Am 22. Februar spielt Alice Merton im Mojo Club. Ihre Tournee führt sie anschließend durch halb Europa. Neben vielen deutschen Städten gastiert sie auch in Warschau, London, Rom, Mailand und in Madrid.

Trotz des großen Hits „No Roots“ ist Alice Merton keine Eintagsfliege

Inzwischen lebt und arbeitet Alice Merton in Berlin. Dort hat sie auch ihre erste EP „No Roots“ mit vier Songs aufgenommen. Mehr als 550.000 Exemplare verkaufte sie davon, in der Hitparade erreichte die Newcomerin Platz zwei. Dass sie keine Eintagsfliege sein wird, merkt man an den anderen Songs, die sie geschrieben hat. Alle sind von hoher Qualität, auch wenn es für sie schwierig sein wird, noch einmal einen Ohrwurm wie „No Roots“ zu schreiben. Allerdings scheint ihr das Komponieren recht einfach zu fallen.

Die Entstehung von „No Roots“ dauerte zum Beispiel nur einen Tag. Merton erinnert sich: „ Die erste Idee hatte ich 2015 in England am Strand, als ich meine Eltern besucht habe. Ich hatte ein, zwei Sätze dazu im Kopf und bin bald damit ins Studio gegangen. Das war der erste Song, den wir aufgenommen haben. Melodie und Lyrics kamen ganz schnell, und nach einem Tag hatten wir den Song fertig.“

Verlassen kann Merton sich auch auf ihre kräftige, ausdrucksstarke Stimme und ihre Bühnenpräsenz. Das zeigte sie schon beim letztjährigen Reeperbahn-Festival, bei dem sie bereits im großen Docks auftreten durfte. Mit der jetzt laufenden Tournee macht die Popvagabundin den nächsten großen Schritt in ihrer Karriere.

Alice Merton Do 22.2., 20 Uhr, Mojo Club, Reeperbahn 1, Eintritt 35 Euro an der Abendkasse