Hamburg. Preiskampf – Hamburger Handelskonzern will Waren billiger einkaufen. Händler sprechen von „Tiefschlag“

Tiefkühlpizza von Wagner, Salatsoße von Thomy, Hunde­futter von Felix – lauter Produkte des weltweit größten Nahrungsmittelherstellers Nestlé, die normalerweise in jedem Supermarkt zu finden sind. Das wird sich in den nächsten Tagen wohl ändern. Denn der Hamburger Handelskonzern Edeka will mit einem radikalen Bestellstopp bessere Einkaufs­bedingungen erzwingen. Schritt für Schritt sollen 160 Nestlé-Produkte aus den Regalen verschwinden. Hinter der konzertierten Aktion stehen neben Deutschlands größtem Lebensmittelhändler fünf weitere Partner, die in der europäischen Einkaufsgemeinschaft Agecore zusammengeschlossen sind.

Nach Informationen des Branchenblatts „Lebensmittel Zeitung“ ist der Streit entbrannt, weil Nestlé billiger an Konkurrenten liefert. Edeka und Nestlé wollten den Preiskampf auf Anfrage nicht kommentieren. Edeka hatte bereits Ende Januar seinen Filialen eine erste Vorinformation mit Produkten übersandt, die möglicherweise künftig nicht mehr lieferbar sein könnten. Betroffen sind unterschiedliche Warengruppen: von der Kosmetikmarke Bübchen, über Nescafé, Vittel-Mineralwasser bis zu Maggi-Produkten. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg verweist auf alternative Produkte. Man sei nicht auf Nestlé angewiesen.

Hamburger Edeka-Händler sehen den Kampf der Giganten kritisch und befürchten im Laufe dieser Woche erste Sortimentslücken. „In der Tiefkühltruhe wird sich der Lieferstopp schnell bemerkbar machen“, sagte Frank Ebrecht, Geschäftsführer beim Edeka-Händler Niemerszein, der unter anderem Filialen an der Osterstraße und an der Langen Reihe betreibt. „Für uns ist das ein Tiefschlag“, so der Kaufmann.

In Branchenkreisen hieß es, beide Seiten ließen die Muskeln spielen, um im Preiswettbewerb die Oberhand zu behalten. „Es geht um eine Machtdemonstration“, sagt Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Konflikte zwischen Herstellern und Händlern gibt es immer wieder. So hatte die Supermarktkette Real 2015 Produkte von Nestlé, Dr. Oetker oder Müller Milch ausgelistet. Ein Jahr zuvor hatte Lidl Schlagzeilen gemacht, als der Discounter CocaCola aus den Regalen nahm.

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