Die meisten Gebäude in den Elbvororten sind bis in die Gründerzeit hinein als Fachwerkhäuser errichtet worden. Fachwerk sieht „urig“ aus. Man tut ihm aber Unrecht, es auf eine überholte, ärmliche Bauweise zu reduzieren. Das Fachwerk war die Domäne der Zimmerleute, und die waren früher die Allrounder auf dem Bau. Außer ihren Kernaufgaben Fachwerk-Konstruktionen und Dachstühlen haben sie neben Treppen alle Bautischlerarbeiten ausgeführt.

Noch heute verraten viele Wörter die Fachwerk-Herkunft: So wird ein Haus heute errichtet, ein größerer Raum ist ein Zimmer, und Geschoss oder Stockwerk sind Begriffe aus dem alten Handwerk. Die ältere Art der Ausfachung des Fachwerks erfolgte mit Lehmschlag auf Weidenruten. Schon früh gab es zudem Ausfachungen aus Ziegelmauerwerk – für den, der es sich leisten konnte. Das Fachwerk ermöglichte als Gerüst sehr dünne und hohe Wände. Man konnte mehrere Stockwerke damit bauen, diese nachträglich verändern oder komplett abbauen und an einem anderen Ort wieder aufbauen – was bei Scheunen und Wirtschaftsgebäuden nicht selten vorkam.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde noch reich geschnitztes Fachwerk errichtet. Aber als im Zuge der Industrialisierung Ziegel erschwinglich wurden, wurde Fachwerk endgültig zur Bauart der armen Leute und verschwand im letzten Jahrhundert fast völlig aus dem Stadtbild. Allerdings findet es sich noch an alten Gebäuden, zum Beispiel dem Fischerhaus (siehe Foto) in Blankenese.

Der Architekt Alk Arwed Friedrichsen schreibt fürs Hamburger Abendblatt in loser Reihenfolge über die Baukultur in den Elbvororten.