Ob „Bgd“ oder „Hdgdl“ – das ständige Hin und Her von kryptischen Textnachrichten könnte bald ein Ende haben

Als Aristoteles lebte, gab es noch keine Smartphones. Es gab noch nicht mal reinrassige Telefone. Für die Jüngeren unter uns: Telefone, das sind diese Dinger ohne Bildschirm, die bei der Uroma auf einem „Telefonbuch“ ­genannten Papierstapel parkten. Grüne Samthülle mit Goldkante, Zahlentasten, Spinnweben am Hörer. So was.

Es grenzt also an ein Wunder, dass schon der alte Grieche trotz seiner Kommunikationstechnikferne erkennen konnte: „Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern.“ Die heutige, nur ganz leicht veränderte Version dieser Erkenntnis: Freundschaft, das sind zwei Seelen in einer WhatsApp-Gruppe, die sich ständig schreiben, dass sie gleich da sind („Bgd“) oder dass sie sich ganz doll lieb haben („Hdgdl“).

Oder beides. Damit so eine Freundschaft nicht brüchig wird und weil man ja auch mal anderes zu tun hat als die Suche nach dem passenden Smiley, bastelt Google nun am Textnachrichtenbeantwortungssystem „Reply“. Wahrscheinlich muss man nur bis in die dritte Folgegeneration auf jedes Recht an allen persönlichen Daten und Vorlieben verzichten, schon erlöst der Konzern einen von der Pflicht zum virtuellen Small Talk und der Notwendigkeit, flott zu antworten. Für Antworten an Chefs gäbe es – mit gehaltstarif­gebundenen Abopreisen – Pauschal­modelle mit unterwürfigem Tonfall. Für Ehepartner eine reiche Auswahl an Kosenamen, die niemals das Licht der ­Öffentlichkeit erblicken dürften. Und wenn sich dieses System durchgesetzt und die Welt schwafelärmer gemacht hat, folgt das Update zur Version 2.0: Abwesenheitsnotizen, die sich gegenseitig mit Fragen nerven und Lebenszeit stehlen. Und unsereins hätte: frei.