Rock-Genie Steven Wilson gastiert mit „To The Bone“ am 20. und 21.2. im Mehr! Theater

„Detonation“ heißt ein aktueller Song von Steven Wilson. Die Nummer hält, was der Titel ankündigt. Es ist eine explosive Mischung aus donnerndem Schlagzeug, ohrenbetäubenden Gitarren und dumpf grollendem Bass. Wilson, einer der Meister des britischen Prog-Rock, zeigt hier die harte Seite seines musikalischen Spek­trums und seine Fähigkeiten zur Improvisation. Denn „Detonation“ ist fast zehn Minuten lang. Im zweiten Teil wird ausgiebig instrumental improvisiert, wie Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre üblich. Heute gibt es solche „langen Rillen“ wie zu Vinyl-Zeiten kaum noch. Aber Steven Wilson, Jahrgang 1967, ist von diesem Progressive Rock, wie er vor vier bis fünf Jahrzehnten entstanden ist, maßgeblich beeinflusst. Als Produzent hat er auch Musik von King Crimson, Emerson, Lake & Palmer und Marillion abgemischt.

Bekannt geworden ist der Sänger und Gitarrist mit der britischen Band Porcu­pine Tree, die aber seit 2009 keine Platte mehr herausgebracht hat. Außerdem ist der umtriebige Musiker und Produzent noch Mitglied verschiedener Projekte wie No Man, Bass Communion und I.E.M., bei denen er sich in unterschiedlichen Genres wie Krautrock, zeitgenössischer Musik, Artrock und Ambient bewegt. 2009 hat Wilson dann seine erste Soloplatte „Insurgentes“ aufgenommen. „To The Bone“, im vergangenen August herausgekommen, ist das siebte Werk unter seinem Namen und die erste Platte, die bei Caroline Records erschienen ist.

„People Who Eat Darkness“ könnte von Queens Of The Stone Age stammen

Steven Wilson glaubt noch an die erzählerische Kraft eines Albums. Das unterscheidet ihn von vielen jüngern Künstlern, die einzelne Tracks im Netz veröffentlichen und dann später als EP oder Album gesammelt herausbringen. Wilson dagegen schafft Werke, die von einem roten Faden durchzogen sind. Auf „To The Bone“ ist das der Blick auf eine zunehmend chaotische Welt.

Das bereits erwähnte „Detonation“ handelt vom Ende der Welt; in „Refuge“ fragt sich ein Flüchtling, ob er jemals seine Frau und seine Kinder wiedersehen wird, in „Pariah“, das Wilson im Duett mit der israelischen Sängerin Ninet Tayeb singt, erklärt er, dass er müde von Facebook und dem Druck der sozialen Netzwerke ist und gern Zeit mit sich allein verbringen würde. Musikalisch ist „To The Bone“ sehr abwechslungsreich. Es gibt Songs mit vorwärtstreibendem Rock wie das Titelstück, opulenten Mainstream Rock wie in „The Same Asylum“ oder die Hardcore-Nummer „People Who Eat Darkness“, die auch von Queens Of The Stone Age stammen könnte. „Permanating“ ist knallharter und moderner Electro-Rock, aber es gibt auch Lieder mit zarten Intros wie „Nowhere Now“ oder das mit Chören arrangierte „Song Of Unborn“. Wilson ist ein kluger Klang-Architekt, der seine Kompositionen mit allerlei Verzierungen ausschmückt. Er ist ein großer Bewunderer von Kollegen wie Peter Gabriel oder von Talk Talk. Mit ihnen teilt er die Freude an der ausgeklügelten Opulenz vieler Kompositionen – am 20. und 21. Februar im Mehr! Theater.

Steven Wilson Di 20.2. (ausverkauft), Mi 21.2.,
je 20.00, Mehr! Theater am Großneumarkt (Bus 3), Banksstraße 28, Karten ab 44,30 im Vorverkauf; www.stevenwilsonhq.com