Eigentlich ist „Alles Geld der Welt“ von Ridley Scott ein handfester Thriller. Bekannt wurde er aber durch eine prominente Umbesetzung

Irgendwann wird man diesen Film vielleicht als das sehen, was er ist: ein Drama über einen realen Entführungsfall. Momentan aber ist es für jeden der Film, aus dem Kevin Spacey rausgeschnitten wurde. Da seine Hauptrolle umbesetzt wurde, musste ein Großteil der Szenen komplett nachgedreht werden.

Die einen bewundern Ridley Scott, wie er das alles so schnell und doch rechtzeitig für die Oscar-Nominierungen bewerkstelligt hat. Die anderen geißeln den Regisseur dafür, weil er den wegen sexueller Übergriffe in Ungnade gefallenen Spacey zur Persona non grata gemacht und regelrecht getilgt hat, so wie in stalinistischen Zeiten Trotzki aus den Bildern neben dem Sowjetdiktator verschwand.

Es geht um die Entführung des 16-jährigen John Paul Getty III., dem Lieblingsenkel von J. Paul Getty, dem damals reichsten Mann der Welt. Spektakulär war der Fall 1973 nicht nur wegen der gigantischen Summe, die als Lösegeld gefordert wurde, sondern wegen der hartherzigen Weigerung des Milliardärs, für seinen Enkel zahlen zu wollen.

So sehr in Frisuren und Outfits die 70er-Jahre stilisiert werden, so sehr ist das Ganze doch auch ein Räsonnieren über die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich heute und der offensichtlichen Sucht von Superreichen, immer mehr Geld anzuhäufen, aber nichts weggeben zu können.

Scott hat das als handfesten Thriller inszeniert, vor allem aber als Drama zwischen dem Milliardär (Christopher Plummer in der Rolle Spaceys) und seiner Schwiegertochter (Michelle Williams), die ihrem Sohn nicht helfen kann und an der Arroganz des Alten verzweifelt. Zwischen ihnen kann Mark Wahlberg als eingeschalteter Detektiv, auch darstellerisch, wenig ausrichten. Alles Geld der Welt sahen aber auch die Produzenten davonschwimmen, als der Casus Spacey bekannt wurde. So hat man lieber ganze Teile noch mal gedreht. Hauptdarstellerin Michelle Williams hat dafür nur einige Tausende mehr Gage erhalten, Mark Wahlberg aber, auch das gehört zu diesem Film, hat dafür zusätzliche 1,5 Millionen eingeklagt. Die hat er danach, wohl aus Reue, der Protestorganisation „Time’s Up“ gespendet. Auf diese Art hat die spektakuläre Tilgung Spaceys doch etwas Gutes bewirkt.

„Alles Geld der Welt“ USA 2017, 133 Min.,
ab 12 J., R: Ridley Scott, D: Michelle Williams, Christopher Plummer, Mark Wahlberg, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; tobis.de/film/alles-geld-der-welt