Comic-Gigant Marvel bricht auf zu neuen Kontinenten. Nach dem Anschlagstod des Königs von Wakanda muss dessen Sohn T’Challa alias Black Panther (Chadwick Boseman) seinen Platz als neuer Herrscher einnehmen. Dabei hat der junge Thronfolger zwar den Rückhalt seines Volkes, doch an ihm nagen Selbstzweifel, ob er dieser Aufgabe gewachsen ist, sowie Schuldgefühle, weil er seinen Vater nicht beschützen konnte.

So ergreift er nur zu gern die Chance, Waffenhändler Ulysses Klaue (herrlich überdreht: Andy Serkis) dingfest zu machen, was seinem alten Herrn nie gelungen war. Doch die wahre Gefahr für Wakanda und seinen König lauert in Form eines selbst geschaffenen Geistes aus der Vergangenheit, der auf Rache und Thron sinnt.

Für „Creed – Rocky’s Legacy“ und das Drama „Nächster Halt: Fruitvale Station“ erhielt Regisseur Ryan Coogler viel Lob, sie machten ihn auch zur offensichtlichen Wahl für „Black Panther“. Dieser war bei seinem Comic-Debüt 1966 der erste farbige Superheld in Amerika, also wollte man ihm einen Film widmen, der das widerspiegelt: ein Regisseur mit Milieu-Erfahrung, eine hochkarätige afroamerikanische Besetzung (Angela Bassett, Forest Whitaker) und ein exotischer Schauplatz im (fiktiven) Herzen Afrikas.

Insbesondere Letzteres ist eine der großen Stärken des Films: Das Land Wakanda, sein Leben, seine Kultur und seine Widersprüchlichkeit werden mit Sorgfalt und Hingabe inszeniert. Selten wurde eine so wirklichkeitsferne Fantasie-Nation im Kino so glaubwürdig präsentiert.

Eine willkommene Abweichung von den genreüblichen Gesetzen ist es, dass hier nicht der Mann zum Held werden muss, sondern der Held zum Mann. T’Challa ist bereits der legendäre Black Panther, er ist stark und mit dieser Rolle verwachsen. Was er indes lernen muss, ist das Königsein: die Verantwortung und die Opfer, die das mit sich bringt. Dafür stehen dem Mann gleich vier starke Frauen zur Seite, ebenfalls eine Seltenheit – Mutter, Schwester, Angebetete und Leibwächterin. Letztere, gespielt von Danai Gurira aus „The Walking ­Dead“, beeindruckt physisch wie charakterlich: voller Loyalität und mit so viel Power wie drei Black Widows. Glücklicherweise ist sie auch im großen Marvel-Showdown „Avengers: Infinity War“ im April dabei.

„Black Panther“ ist ein außergewöhnlicher Marvel-Film. Die politisch und kulturell relevanten Untertöne sind massentauglich verpackt, und die Geschichte einer fremden Gesellschaft ist ebenso packend wie emotional. Würde man mäkeln wollen, könnte man sagen, dass die CGI-Effekte zuweilen etwas offensichtlich sind, doch selbst das wirkt stimmig und homogen in diesem bis über die Maßen hochstilisierten filmischen Raubtier.

„Black Panther“ USA 2018, ab 12 Jahren, 135 Minuten, Regie: Ryan Coogler, Darsteller: Chadwick Boseman, Lupita Nyong’o, Daniel Kaluuya, täglich im Cinemaxx, Dammtor (OF)/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek