Tanz wird in diesen Wochen groß geschrieben auf Kampnagel. Mit dem Schwerpunkt „Fokus Tanz“ geht es vom 15. bis 18. Februar los. Mit dem Unter­titel „Faux Pas“ widmet sich die Reihe dem Medium des Tanzes aus Sicht aktueller politischer und theoretischer Debatten. Es geht um neue und alte Körperbilder.

Hamburgs erfolgreichste Choreografin Antje Pfundtner, deren künftige Arbeit soeben mit einer bundesweiten Exzellenzförderung gesichert ist, lädt zur Uraufführung ihres neuen Stückes „Alles auf Anfang“ (15./16.2., jeweils 20 Uhr, 17./18.2., je 19 Uhr). In diesem zweiten Teil (nach „Ende“) ihrer Trilogie über Vergänglichkeit stellt sich ein fünfköpfiges Ensemble dem Zauber, aber auch der Last des Anfangs und Neubeginns. Der Choreograf Saša Asentić wiederum erarbeitet „Dis_Sylphide“ (15.2., 17.2., 20 Uhr, 16.2. 19 Uhr) als inklusives Tanzstück mit gleichberechtigt auftretenden behinderten und nichtbehinderten Tänzerinnen und Tänzern – immer noch bei Weitem keine Selbstverständlichkeit.

Als große Deutschlandpremiere startet der chilenische Choreograf José Vidal mit seiner Company bereits in die wärmere Jahreszeit: „Frühlingsopfer“ (16. bis 18.2., jeweils 20 Uhr) widmet sich als große Gruppenchoreografie mit etwa 50 Performern den Ritualen des Winterabschieds – seien es Totentänze, heidnische Opferrituale oder rauschhafte Feiern. Vidal gibt mit dieser zuvor in Holland und Frankreich gefeierten Produktion zugleich sein Kampnagel-Debüt. Flankiert wird der Tanzschwerpunkt von Workshops und Diskussionen, die sich rund um Fragen des zeitgenössischen Tanzes drehen. So hält etwa der Teheraner Choreograf, Tänzer und Festivalleiter Mohammad Abbasi eine Lecture über „Dance In Iran“ (15.2., 19 Uhr, Eintritt frei), was schon deshalb interessant wirkt, weil Tanz im Iran offiziell verboten ist.

Josep Caballero Garcia und Trajal Harrell spielen mit Geschlechterrollen

Nur eine Woche nach dem „Fokus Tanz“ geht es weiter mit Tanzspektakel. Choreograf Josep Caballero Garcia hat mit „Solange die Nacht wirbelt“ (22. bis 24.2., jew. 19.30 Uhr) Premiere auf Kamp­nagel. Auch bei ihm dreht sich alles um Rituale, hier um Übergänge traditioneller Kulturen. Dafür erforscht er mit fünf Performerinnen und Performern aus Nordafrika und Europa tradierte Geschlechterzuschreibungen und schickt sie auf ein mehr oder weniger stabiles Gerüst aus Metall. Einen Tag später kehrt der New Yorker Choreograf Trajal Harrell nach Kamp­nagel zurück. Sein Markenzeichen ist die Verbindung von Drama und Glamour, von Gegenwartstanz und Club­kultur, die er einfallsreich mit Figuren des Vogueings einbindet.

Diesmal zeigt er „Juliet & Romeo“ (23. bis 25.2., je 20 Uhr), und wie schon in seiner „Antigone“ ahnt man bereits, dass auch hier die Rollen anders als erwartet besetzt sind. Harrell erzählt den Shakespeare-Klassiker sozusagen vom Ende her, nimmt den Tod Romeos und Julias als Ausgangspunkt, um tänzerisch über Schönheit, Jugend und Anderssein nachzudenken.

Die Zeichen, beschwingt in den Frühling zu starten, stehen in Hamburg also durchaus gut.

Fokus Tanz: Faux Pas“ Do 15. bis So 18.2.,
Josep Caballero Garcia
Do 22. bis Sa 24.2.,
Traral Harrell
Fr 23. bis So 25.2., Kampnagel, Jarrestraße 20–24, Karten zu 9 bis 24 Euro unter T. 27 09 49 49