Ellerau/Norderstedt. Der Abiturient kommentiert Musikvideos im Internet. Seine Beiträge wurden schon 600.000-mal aufgerufen

„Was geht ab?“, begrüßt er in jedem Video seine „lieben Freunde“ in der Internet-Community, und dann legt Floder Flo los. Im richtigen Leben macht er am Berufsbildungszentrum in Norderstedt gerade sein Abitur. Der 17-Jährige füttert seinen eigenen Youtube-Kanal jeden Tag mindestens mit einem selbst produzierten Video, das er auf die weltweite Filmschnipsel-Plattform hochlädt.

Dabei bespricht Floder Flo, der sein Internet-Pseudonym aus seinem Spitznamen kreierte, neue Songs, die deutsche Rapper wie Bushido, Fler oder Kollegah und andere ins Netz gestellt haben. 4200 Abonnenten hat er mit seinen Clips in sechs Monaten überzeugt. Insgesamt 600.000-mal sind seine 250 Videos bereits aufgerufen worden, erzählt Floder Flo stolz.

Ein Stück über die Rapper KS Freak und Danergy hätten sich sogar schon 32.000 User angeschaut – Tendenz steigend. „Die beiden Rapper waren lange im Streit miteinander, und es war für viele sehr überraschend, dass sie plötzlich gemeinsam etwas aufgenommen haben“, begründet Floder Flo die große Aufmerksamkeit, die sein „Reaction“-Video gefunden hat.

In seinen sechs- bis 30-minütigen Beiträgen lobt er die meisten Stücke, die er bespricht, oft enthusiastisch als „nice“, „krass“ oder „cool“. Er sagt aber auch genauso offen, wenn ihm ein Video oder ein Song nicht gefällt. Dafür ernte er auch schon mal einen Shitstorm von den Zuschauern, die das anders sehen. Die meisten Reaktionen auf seine Beiträge seien jedoch positiv. „Es teilen nicht alle meine Meinung, aber 80 bis 90 Prozent meiner Zuhörer finden gut, was ich mache.“ Er erhalte jede Menge Vorschläge und Rückmeldungen von seinen Fans und Abonnenten aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Einige Fans sind so begeistert, dass sie Florian selbst gemalte Bilder geschickt haben. Der Youtuber hat sie in seinem zum Videostudio umgebauten Zimmer aufgehängt. Auch erste Werbepartner sind auf ihn aufmerksam geworden und haben ihm Produkte geschickt, die er ins Bild rücken könnte, was er bislang noch nicht getan hat. Dafür blendet Youtube bei einigen Videos Werbung ein. Dadurch hat Flo bislang 150 Euro mit seinen Videos eingenommen. „Das sind noch Peanuts. Ab 80.000 Abonnenten kann man davon leben“, sagt er, der zu gerne irgendwann einmal sein Hobby zum Beruf machen möchte.

Die ersten kleinen Kurzfilme habe er mit zwölf gedreht und ins Netz gestellt, erzählt er. Die Idee mit dem eigenen Kanal kam ihm spontan. Um Videoclips wie seine herzustellen, seien nur ein leistungsstarker Computer, zwei Bildschirme sowie eine Kamera und ein gutes Mikrofon nötig. Aber Technik ist nicht alles. Vor allem Disziplin und Schlagfertigkeit vor der Kamera braucht der junge Videokünstler für sein Hobby. Denn der Teenager nimmt seine Clips täglich live auf und stellt sie ungefiltert ins Netz. Dabei folgt er immer einem Muster: Er zeigt dem Publikum das Video, das er bespricht, hält es immer wieder an und lässt es weiterlaufen, um zu erklären, was er daran gut oder schlecht findet. Er gehe auf Text, Beat, Mimik, Bilder oder die Botschaft ein, die dahinter stecke, erläutert Floder Flo. Er selbst ist dabei abwechselnd in einem großen oder kleinen Bildausschnitt zu sehen und zu hören.

Zwei bis drei Stunden täglich wende er für sein Hobby auf, sagt er. Nur selten habe er bislang dafür Nachtschichten einlegen müssen. Jedes Video wird um Punkt 12 bei Youtube hochgeladen und kann dann weltweit aufgerufen werden. Vorbilder habe er nicht, versichert Floder Flo. Er möchte nur seine Meinung einem größeren Publikum präsentieren, so wie es vor allem in den USA und England gang und gäbe sei. „Hierzulande wird das noch selten gemacht“, sagt Floder Flo. Im Norden sei er mit einem Kollegen, den er von der Berufsschule kenne, der einzige, der solche „Reaction-Videos“ selber herstellt. „Mir macht das unheimlich viel Spaß“, sagt Floder Flo. „Alle meine Freunde sind begeistert.“

Allerdings habe er ihnen erst nach einigen Wochen davon berichtet, als er schon die ersten 1000 Abonnenten hatte. „Ich wollte erst sehen, ob das ein positives Feedback findet.“