Toronto.

Der Mörder ist immer der Gärtner. So lautet der Titel eines bekannten Liedes von Reinhard Mey. Der Song spielt auf das populäre Stereotyp in Kriminalromanen wie etwa von Edgar Wallace an. Doch jetzt, so scheint es, wird die Fiktion auf grausame Art von der Realität überholt. Auf einem Privatgrundstück in der größten kanadischen Metropole Toronto ist die Polizei im Zuge von Ermittlungen zu einem Vermisstenfall auf die Überreste von mindestens sechs Leichen gestoßen. Darunter sei auch der Körper von Andrew Kinsman, der im Jahr 2017 unter mysteriösen Umständen verschwunden war. Die Ermittler gehen von einem Serienmörder aus und planen jetzt sogar die Wiederaufnahme von Hunderten von verjährten Vermisstenfällen. Manche davon reichen zurück bis in die 1970er-Jahre.

„Es könnten sehr, sehr lange Ermittlungen werden“, sagte Kriminalinspektor Hank Idsinga bei einer Pressekonferenz in Toronto. Im
Fokus steht der Gärtner Bruce
McArthur, der bereits im Januar verhaftet worden war. Dem 66-jährigen wird bislang fünffacher Mord vorgeworfen. Ob diese Fälle im Zusammenhang mit den gefundenen Überresten der sechs Leichen stehen, war zunächst unklar.

Bislang sei erst einer der Toten identifiziert worden, dabei handelt es sich laut Idsinga um den im Jahr 2017 verschwundenen Andrew Kinsman. Mit ihm soll der Verdächtige eine sexuelle Beziehung gehabt haben, wie der „Toronto Star“ unter Berufung auf Ermittler schreibt.

Auf dem Grundstück, auf dem die Überreste gefunden wurden, hatte McArthur den Rasen gemäht. Im Gegenzug dazu habe er in der Garage landwirtschaftliche Geräte unterstellen dürfen. Die Überreste seiner Opfer soll er in Pflanzengefäßen aller Art entsorgt haben. Etwa 15 Blumenkübel wurden bereits sichergestellt. Zudem sind derzeit noch mehr als 30 Grundstücke im Visier, auf denen McArthur zwischenzeitlich arbeitete. Die Polizei geht davon aus, dass es noch mehr Opfer gibt. Deshalb sind die Ermittler auch mit Radartechnik und Hunden im Einsatz. Eine hohe Schneedecke und gefrorener Boden erschwerten dabei die Suche.

Die Besitzer des Grundstückes, auf dem die sechs Leichen gefunden worden, zeigten sich schockiert. „So etwas hätten wir uns nie vorstellen können“, sagte Karen Fraser dem Sender „CBS“. Ihren Angaben nach arbeitete McArthur rund zehn Jahren für sie. Fraser kündigte auch an, eine öffentliche Trauerfeier für die Opfer ausrichten zu wollen.

Seine Opfer fand Bruce McArthur über Dating-Apps

Andere Medien wie „Vice News“ und „Inside Edition“ berichteten, McArthur habe sich in der Schwulenszene Torontos bewegt, durfte aber nach einer von ihm verübten Messerattacke 2001 das Gay Village zwei Jahre lang nicht betreten. Bruce McArthur soll den Ermittlern zufolge seine Opfer über Dating-Apps für Homosexuelle gefunden haben. Auf einem seiner Dating-Profile beschrieb er sich als an jüngeren Männern interessiert: „Ich kann ein bisschen schüchtern sein, bis ich dich kennengelernt habe, aber im Herzen bin ich ein Romantiker.“ Kriminal­inspektor Idsinga sagte, es laufe eine umfangreiche digitale Ermittlung.

Eine Website zur Suche nach dem zuvor vermissten Andrew Kinsman, dessen Überreste die Polizei nun identifizierte, bestätigte den Fund. „Wir haben Andrew gefunden, aber wir werden ihn immer vermissen“, stand dort am Freitag.