Figurentiefe? Nein Danke. Realistik? Geschenkt. Teil drei der erotischen Filmreihe „Fifty Shades Of Grey“ enttäuscht gänzlich

Ein Ehegelöbnis vor einer Wand aus weißen Rosen, Flittern unterm Pariser Eiffelturm und an der strahlend blauen Côte d’Azur, unterlegt mit belanglosem Elektropop. So könnte ein Werbeclip für Duftwässerchen aussehen. Strotzend vor Klischees und auf Hochglanz poliert. Mitnichten. Es ist der gut zehnminütige Vorspann zum dritten Teil von „Fifty Shades Of Grey“. Der ist mit seinen vielen Produktplatzierungen tatsächlich meist nicht von einem Werbespot zu unterscheiden. Sein Titel „Befreite Lust“ indes ist absolut irreführend. Denn mit Lust hat die vorgeblich erotisch prickelnde Liebesgeschichte nun wirklich nichts zu tun.

Vor sieben Jahren stürmte E. L. James Romantrilogie „Fifty Shades Of Grey“ die Bestseller-Listen. Der Inhalt ist so mager wie simpel gestrickt: Literaturstudentin Anastasia Steele lernt den bindungsunfähigen Milliardär Christian Grey kennen. Er steht auf Dominanz und Fesselspiele im Bett, sie lässt sich darauf ein, Beziehungsprobleme vorprogrammiert. Ein Lore-Roman mit Kinky Sex als Garant für tradierte Geschlechterrollen. Frei von neumodischen Unsicherheiten oder weiblicher Selbstbestimmung.

Die Verfilmung ließ nicht lange auf sich warten. Auch sie ein Hit. Wie bei der talentfreien Vorlage zu erwarten, kein Meisterwerk. Teil drei in der Regie von James Foley schließt sich da nahtlos an. Das Drehbuch von Niall Leonard bietet keinen Deut mehr Substanz. Realistik? Geschenkt. Figurentiefe? Nein Danke.

Wem der Hype um die Mommy-Porn-Trilogie bislang am Allerwertesten vorbei gegangen ist, der sollte diese Haltung beibehalten. Wer beim Finale aber dennoch einsteigen möchte, der muss sich nicht durch die vorherigen Teile quälen. Wikipedia-Zusammenfassung genügt. Schon ist man drin im blutleeren Kosmos von Ana und Christian, der devoten Bettgespielin und ihres dominanten Sirs. Sie in halterlosen Strümpfen allzeit bereit, er bis in die Haarspitzen randvoll mit Testosteron. Von Normalität sind die beiden meilenweit entfernt. Ein Barbesuch von Ana mit ihrer besten Freundin genügt, und schon rastet er aus, bestraft sie mit Liebesentzug. Nur eine der Psychomacken von Christian Grey.

Dakota Johnson und Jamie Dornan gelingt es nicht, ihren Figuren so etwas wie Authentizität zu verleihen. Ihre Dialoge sind so hölzern und unbeholfen, dass sie immer wieder für Gelächter sorgen. Unfreiwillig, versteht sich. Es mag auch daran liegen, dass sich die beiden permanent um weniger als nichts streiten. Zwei Dramaqueens auf der Suche nach Spannung im Leben. Und wenn es wirklich mal ans Eingemachte geht, betrinkt er sich mit seiner Ex, während sie sich in ihre Schmollecke verzieht. Denn sie ist nach ganz viel Sex schwanger, oh Wunder, und er findet es überhaupt nicht gut.

Der Sex ist auch noch so eine Sache. Da haben die beiden schon ein rotes Spielzimmer, das direkt dem Bausatz-Kasten „BDSM für Dummys“ entsprungen ist, und doch sind ihre Fesselspiele zum Gähnen. Mehr soft als Porno. Aseptische Gymnastikübungen ohne einen Hauch von Schweiß.

Um über die Inhaltslosigkeit hinwegzutäuschen, gibt es noch einen Subplot um Anas Ex-Chef Jack. Insider wissen, der hat Ana in Teil zwei sexuell belästigt und verlor daraufhin seinen Job. Jetzt läuft er zu krimineller Hochform auf, liefert sich mit Ana und Christian eine Verfolgungsjagd und entführt auch noch Christians Schwester Mia (Rita Ora) ...

Ein Film, der selbst geringe Erwartungen spielend unterläuft.

„Fifty Shades Of Grey – Befreite Lust“
USA 2017, 106 Min., ab 16 J., R: James Foley,
D: Dakota Johnson, Jamie Dornan, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa,
UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek;
upig.de/micro/fifty-shades-of-grey-befreite-lust