Koh Phi Phi Leh.

Der junge Mann dreht den Gashebel bis zum Anschlag auf. Und schon röhrt die Maschine seines Boots mit ohrenbetäubendem Lärm los. Der Bug hebt sich und kracht in stetem Rhythmus auf die Wellen, wenn sich Bootsführer Ann zur Überfahrt zur kleinen Insel Ko Phi Phi Leh mit dem berühmten Traumstrand aufmacht, die von Phuket oder Krabinur nur mit Booten erreichbar ist.

Es ist acht Uhr morgens. Die Sonne scheint. Die See ist glatt. Ideale Voraussetzungen für einen Sonnentag auf Koh Phi Phi Leh. Aus allen Himmelsrichtungen brausen Thailands traditionelle hölzerne Long-Tail-Boote und Motoryachten mit gewaltigen Außenbordmotoren in Richtung der Kalksteininsel, die sich wie eine gewaltige Trutzburg über dem türkisfarbenen Meerwasser erhebt.

Das Ziel der Massen heißt Maya Beach, ein rund 800 Meter langer Strand aus weißem Pulversand samt türkisfarbenem Wasser, umgeben von rund einhundert Meter hohen, steil abfallenden Felsen. Hollywoodstar Leonardo DiCaprio, ein längst engagierter Kämpfer für die Umwelt und gegen den Klimawandel, machte den Strand im Jahr 2000 mit dem Film „The Beach“ weltbekannt. Seitdem wird das Paradies überrannt. Im Film gibt es auch noch Palmen am Strand, doch die sind längst weg. Sie wurden für die Dreharbeiten des Films von Danny Boyle eigens angepflanzt und anschließend wieder entfernt. Die vermisst auch keiner der 4000 bis 5000 Menschen, die täglich per Boot zum Strand kommen, wie der Chef der Parkwächter von Thailands Department of National Parks weiß. Jeder ausländische Besucher muss rund 400 Baht Eintritt (etwa 10 Euro) zahlen. Ein Riesengeschäft.

Doch jetzt hat die Regionalregierung auf Druck von Naturschützern beschlossen: Der Paradiesstrand wird für Touristen gesperrt. Von Juni bis Oktober. Der Grund: Die Korallen, in diesem Jahr von der gefürchteten Korallenbleiche befallen, sollen sich während der dreimonatigen Pause von den Schäden erholen, die Touristen und Boote im Rest des Jahres verursachen.

37 Millionen Touristen suchen pro Jahr hier Erholung. Kaum einer denke daran, die Natur zu schützen. Im Gegenteil, kritisieren Umweltschützer. Viele spazierten bei ihren Meeresausflügen in Gummischuhen über die Korallen, als ob sie in Einkaufszentren unterwegs seien, heißt es.

Die Folgen seien fatal, so Wissenschaftler: 77 Prozent von Thailands Korallenriffen sind schwer beschädigt, sagt Thon Thamrongnawasawat, Meeresökologe an der Kasetsart-Universität in Bangkok. Vor zehn Jahren seien nur 30 Prozent von Thailands 238,4 Quadratkilometer großen Korallenwelt betroffen gewesen.

Die Pause wird vor allem von Touristen als drastische Maßnahme angesehen. Aber viele Thailänder haben ein Einsehen. Auch Bootsfahrer Ann, der zu denen zählt, die mit den Touristen ihren Lebensunterhalt verdienen, glaubt, dass endlich etwas geschehen muss. „Manchmal haben wir Probleme, unsere Boote an den Strand zu bringen, weil da schon so viel andere sind.“

Ann kam vor zehn Jahren hierher, damals kaufte er sich für umgerechnet 3700 Euro eins dieser typischen Boote, mit dem er nun so oft wie möglich Touristen in die Maya Bay bringt. Über seine Kollegen sagt er: „Viele werfen dann einfach ihren Anker ins Meer und zerstören die Korallen.“ Genau diese Schäden durch Bootsanker gelten als eine der Hauptursachen für das Korallensterben. Ein anderer Grund liegt laut Umweltschützern im Plastikmüll und in den ins Meer geleiteten Abwässern von Strandhotels.

Paradies für ein internationales Publikum

Es ist laut in der Idylle. Ann brüllt ein Pärchen an, das mit Selfie-Stick und Mobiltelefon in Landebereich der Boote herumpaddelt. Vom Strand wehen russische Wortfetzen herüber. Chinesische Urlauber wandeln über den schneeweißen Pulversand und schießen Fotos der dürftig bekleideten westlichen Touristen.

„Wunderbar“, sagt Hernan aus Argentinien, sei es hier. Er sucht gerade mit seiner Frau Graziella im Schatten Schutz vor der Sonne. 30 Stunden ist das Ehepaar von Buenos Aires nach Bangkok geflogen. Gleich am ersten Tag sind sie zum Maya Beach. „So schön hätten wir uns das nicht vorgestellt“, so Graziella. Aber auch ihnen ist klar: Die Schönheit ist zerbrechlich.