Washington.

Uma Thurman weiß, wie man Neugier erzeugende Cliffhanger setzt. Als sich im vergangenen Herbst der menschliche Abgrund namens Harvey Weinstein auftat, war die Schauspielerin „noch viel zu wütend“, um Rede und Antwort zu stehen. Nun hat die 47-Jährige in einem Interview mit der Starkolumnistin der „New York Times“, Maureen Dowd, ihr persönliches Archiv mit hässlichen Weinstein-Episoden geöffnet. Und auch Kultregisseur und Weinstein-Geschöpf Quentin Tarantino, der Thurman in Meisterwerken wie „Pulp Fiction“ und „Kill Bill“ in Szene setzte, bekam böse Breitseiten ab.

Was Thurman mit Weinstein vor gut 25 Jahren erlebte, liest sich wie Dutzende vergleichbare Tatortberichte. In einem Pariser Hotel näherte er sich ihr in anzüglicher Pose. Was „eigenartig“ war. Aber kein Weltuntergang. Weinstein kam ihr wie ein „schräger, exzentrischer Onkel“ vor. Später, in London, wurde es handgreiflich. „Er stieß mich nieder. Er versuchte, sich auf mich zu schieben. Er versuchte, sich auszuziehen. Er tat alle möglichen unangenehmen Dinge.“ Wie eine „Eidechse“ habe sie sich ihm entwunden. Als „Dank“ drohte Weinstein mit karrierebeendenden Maßnahmen. Was dessen Anwälte gestern bestritten. Ja, er habe sie „linkisch angemacht“, sich aber sofort entschuldigt und Blumen geschickt.

Über Tarantino wird ebenfalls abrupt der Stab gebrochen. Bei den Dreharbeiten zu „Kill Bill“ habe er ihr aus Gründen der künstlerischen Authentizität ins Gesicht geschlagen und sie angespuckt, erzählt Thurman. Um dann fast beiläufig zu schildern, warum sie kurzzeitig glaubte, dass Tarantino sie auf dem Set umbringen wollte. Anlass: eine Tempo-Fahrt im offenen Cabrio. Obwohl Zweifel an der Fahrtauglichkeit des Autos bestanden, zwang der Filmemacher sie, auf ein Stunt-Double zu verzichten und selbst hinters Lenkrad zu klettern. Was schiefging.

Videobilder, die Thurman 15 Jahre später bekam, zeigen, wie der Wagen von der Strecke abkommt und vor einem Baum landet. Thurman trug Verletzungen an Hals und Knien davon, fühlte sich missbraucht. „Als Mädchen wurden wir dazu erzogen zu glauben, dass Gewalt und Liebe zusammengehören“, sagte sie. Sie habe „47 Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass es nichts mit Liebe zu tun hat, wenn Leute einen schlecht behandeln“.