Soul-Geschichtenerzähler Ghostpoet kommt mit seinen düsteren Klangwelten am 7. Februar hinab in den Hamburger Mojo Club

Sein Gesang ist eher ein dunkles Murmeln. Doch die Texte sind das Wichtigste in den Songs von Obaro Ejimiwe, Künstlername Ghostpoet. Der Londoner Musiker hat im vergangenen Jahr sein viertes Album „Dark Days + Canapés“ herausgebracht , und wie schon bei den Vorgängerplatten enthält es eine ganze Reihe sozialkritischer Kommentare. „Es ist kein politisches Album“, sagt der 34 Jahre alte Künstler aus London. „Ich beobachte die Welt um mich herum und schreibe über das, was ich sehe.“ Was Ghostpoet zum Beispiel sieht, ist eine immer kleiner werdende Anzahl von Briten, die immer reicher werden, und die entsprechende zunehmende Armut auf der anderen Seite. „Ich möchte denen eine Stimme geben, die in unserer Gesellschaft keine Stimme haben“, sagt er.

Gehör findet dieser Spoken-Word/Soul-Künstler mit jedem Album mehr. Für massenhafte Plattenverkäufe reichte es bisher noch nicht. Dafür sind die Songs von Ghostpoet zu sperrig. Immerhin wurden sein Debütalbum „Peanut Butter Blues & Melancholy Jam“ (2011) und sein drittes Werk „Shedding Skin“ (2015) für den renommierten Mercury Prize nominiert. „Dark Days + Canapés“ ist bisher sein größter kommerzieller Erfolg: In Großbritannien kam die Platte unter die Top 40. Doch Ghostpoet ist im Gespräch, weil viele Kritiker den 1983 in Nigeria geborenen Sänger für seine Haltung und seine Lieder schätzen. Ghostpoet passt nicht in die gängigen Schubladen, das macht seinen kommerziellen Durchbruch so schwer. Ghostpoet ist ein Unikum.

In seinen Songs schichtet der „Geisterdichter“ verschiedene Klangschichten übereinander, sodass ein enges Geflecht von Rhythmen und Geräuschen entsteht. Zwischendrin gibt es schleifenartig wiederholte Riffs, die wie Ankerpunkte wirken und den Kompositionen Halt geben. Verzerrte Gitarren und melodische Klavierkürzel tauchen aus dem dröhnenden Klanggebirge auf. Gitarren spielen auf dem neuen Album eine größere Rolle als zuvor. „In meinem Leben ging es eine Zeit lang ziemlich düster und klaustrophobisch zu, deshalb sind Musik und Texte so dunkel geworden“, erklärt der melancholische Vokalist. Die Texte sind Collagen von Eindrücken und Begegnungen. Gedanken und Gefühle hat er aus einem Bewusstseinsstrom in metaphorische und verschlüsselte Texte übersetzt.

Auch in den Videos, die Ghostpoet für die aktuellen Songs „Immigrant Boogie­“ und „Freakshow“ gedreht hat, zeigt der Musiker seine düstere Zukunftsvision mit Bildern von Elend, Verzweiflung und Einsamkeit. Die westliche Welt erscheint Ghostpoet als Dystopie. Die Apokalypse scheint nahe. Es bedarf offener Ohren, um all die Feinheiten aufzuspüren, die in den Kompositionen verborgen sind. Doch der sperrige Weg in dieses Labyrinth lohnt sich. Fröhlich tanzt man dabei aber nicht durchs Wohnzimmer.

Ghostpoet Mi 7.2., 20.00, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten zu 23,50 im Vorverkauf; www.ghostpoet.co.uk