Drei Jahre alt war Maria Theresia Paradis, als sie blind wurde. Von ihren Eltern wurde die Zeitgenossin Mozarts und Haydns im Teenager-Alter als freakiges Wunderkind ausgestellt: Sie konnte virtuos Klavier spielen.

Ohne in „opulentes“ Kostümkino zu verfallen, zeichnet Regisseurin Barbara Albert in „Licht“ die Barock-Epoche mit ihrer Zwiespältigkeit von Glamour und Schmutz sehr präzise nach. Da sitzt Maria Theresia (Maria Dragus) mit Riesenperücke und aufwendig drapiertem Kleid am Klavier, und hinter ihr mahnt die ebenso aufgemachte Mutter eine bessere Haltung ein. Aber als nach dem Konzert zwei Frauen mit ihr sprechen, rümpfen sie alsbald die Nase – unter den Kunsthaaren versteckt Maria eine entzündete Kopfhaut, deren eitriger Geruch selbst Parfüm nicht ganz überdecken kann.

In dieser Welt der trügerischen Fassaden und rauen Wirklichkeiten versucht sich auch der Arzt Franz Anton Mesmer mit Hypnose und „Magnetismus“ zu etablieren. Hier wird er von einem feisten Devid Striesow gespielt, der Mesmer nicht als charismatischen Scharlatan gibt, sondern mit Selbstbewusstsein eines aufgeklärten Regelbrechers. Vom Prozess einer zunächst hoffnungsvollen Heilung erzählt der Film mit unterschwelliger Skepsis. Obwohl das „Licht“ der Aufklärung sich noch nicht ganz durchsetzen kann, endet der Film mit einer optimistischen Note. Er liefert ein prägnantes Bild seiner Zeit – mit Gegenwartsbezügen.

„Licht“ D/F 2017, 97 Min., ab 6 J., R: Barbara Albert, D: Maria Dragus, Devid Striesow, Lukas Miko, Katja Kolm, täglich im Blankeneser