Rissen. Masterplan sieht Entwicklung zum Naturerlebnispark mit Wolfswald und Beobachtungsstationen vor

An warmen Wochenenden ist das Wildgehege am Rissener Sandmoorweg ein beliebtes Ausflugsziel. Familien mit Kindern, Senioren, Wandergruppen, Pärchen – alles tummelt sich zwischen den zahlreichen Gehegen und genießt die Landschaft. Doch wenn es nach den Plänen geht, die ein renommiertes Berliner Büro in Zusammenarbeit mit Förster Nils Fischer und Dr. Michel Delling als Leiter des Wildgeheges erarbeitet hat, dann könnte der eine oder andere Besucher das Gehege in einigen Jahren gar nicht mehr wiedererkennen.

31 Seiten umfasst der Masterplan, der am Montag erstmals den Politikern im Altonaer Rathaus vorgestellt wurde und dem Abendblatt vorliegt. Die Idee dahinter: das Gehege im Besitz zukunftsfähig machen. Das soll durch eine Steigerung der Einnahmen sowie den Ausbau der Waldpädagogik zur ersten Anlaufstelle der Stadt gewährleistet werden. Dafür soll das Gehege in den kommenden Jahren zum Naturwildpark Klövensteen mit mehr heimischen Tierarten, einem Wolfswald mit Bühne, einem „Waldbad“ als Sinnesgarten, zahlreichen Beobachtungszonen und Erlebniswelten sowie einem Waldcampus entwickelt werden.

Damit sich das Gehege in den angestrebten Naturwildpark verwandelt, bedarf es aus Sicht der Planer aber zahlreicher Veränderungen – auch baulicher Art. Unter anderem soll ein neues Zentrum her, das mit dem Aufbau eines Campusgeländes im hinteren Bereich des heutigen Parkplatzes am Sandmoorweg geschaffen würde.

Dieses neue Forsthaus mit Waldschule umfasst Lehrräume, Werkstatt- und Ausstellungsflächen sowie eine große Verwaltungsebene, in der die Försterei sowie die Leitung des Wildtiergeheges zusammengeschlossen werden. In der Waldscheune könnten Gruppen übernachten. Zudem sollen Waren wie Wildfleisch und Feuerholz verkauft werden. Im vorgesehenen Restaurant mit Außenterrasse könnten die regionalen Produkte gleich verköstigt werden. Langfristig wird die Aufgabe der bisherigen kleinen Waldschänke als Gastronomie angestrebt. Zudem soll der Sandmoorweg langfristig verlegt werden und vor dem neuen Waldcampus abknicken, um die dahinter liegende Wiese besser einzubinden.

Das hat seinen Preis. Würden alle im Masterplan vorgeschlagenen Projekte umgesetzt, beliefe sich das Investitionsvolumen auf geschätzte 33 Millionen Euro. Die Finanzierungsfrage bleibt gleichzeitig offen.

Schwer zu vereinbaren sind auch die beiden Zielvorgaben: die Einnahmen zu steigern und gleichzeitig den bislang freien Eintritt zu erhalten. Möglich machen das sekundäre Einnahmequellen, die angezapft werden sollen. Darunter verstehen die Planer kostenpflichtige Ergänzungsangebote wie zum Beispiel geführte Touren, Tierfütterungen, Verkauf lokaler Produkte, Aufbau eines gastronomischen Angebots, Übernachtungsmöglichkeiten oder die Vermietung von Veranstaltungsräumen.

Wann es mit dem Umbauprojekt losgehen könnte? Dazu gibt es keine konkreten Aussagen. „Der Masterplan bietet eine solide Grundlage, auf der die Zukunft des beliebten Wildgeheges Klövensteen, Stück für Stück, sensibel entwickelt werden kann“, erklärt Martin Roehl als Sprecher des Bezirksamtes Altona. Die Bezirkspolitiker diskutieren nun erst einmal den Masterplan in einem öffentlich tagenden Fachausschuss, voraussichtlich im Grünausschuss.

Folgen sie dem Vorschlag der Planer, würde mit der Umsetzung eines
Pilotprojektes begonnen, um die Attraktivität zu steigern und durch neue Einnahmequellen wieder neue Teilprojekte zu realisieren. Als Startprojekt benennen die Initiatoren den Bau des Waldcampus’ oder die Realisierung des Wolfswaldes. Letzterer könnte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wildschweingehege entstehen und soll dank Glasscheiben den Besuchern ein sehr nahes Erlebnis bieten. Würde im Frühjahr 2018 mit dem Wolfswald begonnen, könnte dieser frühestens Anfang 2019 eröffnet werden. Für die Realisierung des Waldcampus’ rechnen die Planer mit zwei Jahren Bauzeit.

1974 wurde das Wildgehege im Forstgebiet Klövensteen gegründet. Es umfasst 35 Hektar Land und zählt damit zu den zehn größten seiner Art bundesweit.

200.000 Besucher zieht es
pro Jahr in das Gehege, das ohne Eintritt auskommt und im Besitz der Stadt ist. Finanziert wird das Gehege durch Zuschüsse, Spenden und eigene Einnahmen.

Die direkten Einnahmen konnten in den vergangenen Jahren stark erhöht werden. 2016 wurden so mehr als 300.000 Euro eingenommen.