Berlin.

Der Kopfschmerz will nicht nachlassen, der Magen rumort und auch im Knie zwickt es schon länger. Aber wegen der paar Wehwehchen gleich zum Arzt? Lieber zuerst online nach einer Diagnose schauen. Wie aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht, werden Informationen zur Gesundheit aus dem Netz bei Patienten hochgeschätzt – und zunehmend genutzt.

Demnach haben 46 Prozent der Menschen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten zu Gesundheitsthemen informiert haben, dafür das Internet genutzt. Das Netz zählt heute bereits zu der Quelle, die nach Gesprächen mit Ärzten, Angehörigen oder Freunden mit am häufigsten konsultiert wird. Die Suche lohnt sich – zumindest sagen dies die Befragten: Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer sind mit den Online-Einschätzungen zu ihrer gesundheitlichen Lage richtig zufrieden.

Warum die Kranken online Hilfe suchen, ist ganz unterschiedlich. Die einen wollen erste Antworten auf ihre Symptome finden. Andere waren bereits bei einem Arzt. Doch sie verstehen dessen Empfehlungen und Therapiepläne nicht und hoffen auf Erklärungen oder Alternativen. Wieder andere wollen mit Gleichgesinnten in Kontakt treten.

Doch die Bewertung, ob die gefundene Information nun vertrauenswürdig ist oder nicht, fällt den meisten Befragten (65 Prozent) nicht leicht. Franz Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, rät dazu, auf die Aktualität und den Urheber zu achten. Bei medizinischen Hochschulen und Behörden sei klar, dass das Wissen von Spezialisten stammt. Auch die Informationen, die Pharmafirmen ins Netz stellten, seien nicht generell unseriös. Nur sollten sich die Nutzer laut Bartmann darüber im Klaren sein, dass die Betreiber auch Verkaufsinteressen hätten.

Aber auch eine Fehlinformation habe ihre positive Seite. „Schließlich können auch falsche Informationen Basis für Kommunikation sein“, sagt Bartmann. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, fordert jedoch mehr Schutz für Patienten vor gezielten Falschinformationen. Doch: „Bislang gibt es dafür wenig Konzepte und Verantwortlichkeiten“, sagt Mohn.

Bei den Ärzten kommen die Informationen aus dem Netz nur mäßig gut an. Nur ein Fünftel ermutigt laut der Studie ihre Patienten, sich online kundig zu machen. 14 Prozent raten gar ab.

Dabei sollte „Dr. Google“ kein Konkurrent sein. Ganz im Gegenteil: Die Studienmacher empfehlen den Medizinern, den Wissensschatz aus dem Netz besser zu nutzen und ihren Patienten vertrauensvolle Webseiten oder Apps zu nennen. Schaffen die Ärzte eine solche Vertrauensbasis, erzählen auch die Betroffenen dem Mediziner von ihren Recherchen. Für die weitere Therapie und Behandlung kann das von Vorteil sein.