Das Kuba, das Fernando Pérez („Suite Habana“, „Das Leben ein Pfeifen“) in „Die letzten Tage in Havanna“ präsentiert, befindet sich im Verfall. Das Haus in der Altstadt von Havanna, in dem der Film hauptsächlich spielt, ist dafür die plastische Metapher: bröckelnde Fassade, beschmierte Wände, kein Warmwasser mehr.

Trotzdem zählt es noch als Privileg, dass Diego (Jorge Martínez) hier eine Wohnung hat. Der an den Folgekrankheiten einer Aids-Infektion Leidende weiß, dass seine Tage gezählt sind. Er nimmt es daher seiner Nichte nicht übel, dass sie bei ihm auftaucht, weil sie die Wohnung haben will. Die Frage ist nur, was dann aus Miguel (Patricio Wood) werden soll, Diegos stoischem Mitbewohner, der ihn mit Medikamenten, Essen und ab und an einem Stricher von der Straße versorgt.

Aus den Gesprächen, die Diego vom Krankenbett aus führt, setzt sich ein Mosaik kubanischer Haltungen zusammen: Da ist Miguel, der „Konterrevolutionär“, der die Abende träumend vor einer USA-Karte verbringt. Da ist die Nachbarin Feva, die für Diego Kuchen backt, ihn aber nicht mehr sehen möchte, weil sein Zustand sie traurig macht. Und da ist Pedro, der als Strichjunge Geld für die Familie auf dem Land verdient. Für alle gilt: Man macht das, was nötig ist, um zu überleben.

„Letzte Tage in Havanna“ ist ein trauriger Film, aber kein Abgesang. Pérez beschreibt eine Gegenwart, in der nichts so bleiben kann, wie es ist, in der die Menschen aber keine andere Wahl haben, als auszuharren.

„Letzte Tage in Havanna“ CU 2016, 93 Min.,
ab 12 J., R: Fernando Pérez, D: Jorge Martinez, Patricio Wood, Yailene Sierra, tägl. im 3001 (OmU)