Ein Metzgergeselle, der als Fußballer (Spitzname „Holler“ oder „Holleraxt“) mit Vorliebe seine Gegner umsenste: Es ist leicht, bei der Porträtierung des neuen HSV-Trainers Bernd Hollerbach ins Klischeehafte abzugleiten. Dabei stimmte es ja, dass der Linksverteidiger viele Gelbe Karten kassierte – allerdings vornehmlich in der Anfangsphase. Rot sah er als Profi des FC St. Pauli und des HSV selten. Der heute 48-Jährige wusste eben seine sportlichen Qualitäten (auch eine gesunde Härte) bewusst einzusetzen.

Von seinem HSV-Team wird der gebürtige Franke im Abstiegskampf nur das verlangen, was er selbst als Spieler und Trainer stets zu leisten versuchte: das Maximale aus sich herauszuholen. Würzburgs Bürgermeister Adolf Bauer feierte den Zweitliga-Aufstieg seiner „Kickers“ 2016 euphorisch als „Wunder von Bernd“; dabei war der Aufschwung, der ihn zum berühmtesten Sohn der Stadt neben Basketballstar Dirk Nowitzki machte, vor allem das Ergebnis harter, gemeinschaftlicher Arbeit.

Den Zusammenhalt beim HSV zu stärken, die Mentalität zu verbessern, daran wird Hollerbach mindestens so intensiv arbeiten wie an der Fitness. Aber die Zeit ist knapp. Gelingt ihm die Wende in Hamburg, wäre es tatsächlich ein kleines „Wunder von Bernd“.

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