Hamburg. „Vertrauen enttäuscht“: Eltern, Lehrer und Schüler protestieren vor Mariendom gegen die Schulschließungen

Die Absicht des Erzbistums, mindestens fünf katholische Schulen in Hamburg zu schließen, sorgt bei Eltern und Lehrern für Zorn, Verzweiflung und Protest.

Nachdem am Sonnabend ein friedlicher Vorabendgottesdienst mit rund 700 Betroffenen im St.-Marien-Dom (St. Georg) fast eskaliert wäre, weil Dompropst Franz-Peter Spiza ihn zunächst als „Protestveranstaltung“ bezeichnet hatte und abbrechen wollte, versammelten sich am späten Montagnachmittag gut 150 Eltern, Lehrer und Schüler vor dem Dom. Sie beteten, sangen, zündeten Kerzen an und machten aus ihrer Wut keinen Hehl: „Dass Schulen geschlossen werden, die mehr als 100 Jahre alt sind, mit dieser Möglichkeit hat niemand gerechnet“, sagte Daria Wolf, Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Harburg. In ihrer Gemeinde sei die Schule sogar älter als die Kirche.

Eltern von betroffenen Schülern bezeichneten das Vorgehen des Erzbistums als „unmenschlich“ und kritisierten, dass entgegen anderslautenden Versprechen Fakten geschaffen wurden, bevor man alle Lösungsmöglichkeiten ausgelotet habe. Jutta Spohrer, die die Aktion vor dem Dom mit initiiert hatte, sagte, sie habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Schulen doch noch erhalten werden könnten. Auch sie appellierte an das Erzbistum, die Betroffenen mitzunehmen: „Wir sind die Kirche.“

Auch die Gesamtelternvertretung der katholischen Schulen in Hamburg hat das Vorgehen der Kirche in einer Erklärung heftig kritisiert und ihr Missmanagement vorgeworfen. „Unser Vertrauen ist zutiefst enttäuscht“, sagt Sprecher Henrik Lesaar. „Es wurde uns zugesichert, dass vor der endgültigen Entscheidung, die Schulen zu schließen, die Möglichkeiten ihrer Erhaltung geprüft würden.“ In dem Schreiben werden die katholischen Schulen als wichtige Orte katholischen Lebens in allen Bezirken bezeichnet, durch die die katholische Kirche positiv wahrgenommen werde. Die Schließung der Schulen führe zu einem „massiven Abbruch einer lebendigen Tradition in Hamburg“.

Die Eltern fordern von der Leitung des Erzbistums, dass sie die Ursachen für die Fehlentwicklungen in den Finanzen des Erzbistums aufklärt und offenlegt. „Weder die Eltern noch ihre Kinder haben dieses Missmanagement zu verantworten.“

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