Das größte Problem unseres Planeten ist nicht die Erderwärmung, nicht die Umweltverschmutzung und auch nicht der Ressourcenschwund. Das größte Problem ist der Mensch, der für all das verantwortlich ist. Aber jetzt gibt es eine Lösung. Zumindest in Alexander Paynes bissiger Filmsatire „Downsizing“. Einem norwegischen Forscher gelingt da ein revolutionäres Verfahren, mit dem ausgewachsene Menschen auf gerade mal zwölf Zentimeter geschrumpft werden können. Der lapidare Spruch „Hast du’s nicht ’ne Nummer kleiner?“ wird hier konsequent zu Ende gedacht: die Krönung der Schöpfung, auf Daumengröße gebracht.

Der ökologische Fußabdruck des Homo sapiens ist mit einem Mal drastisch reduziert. Der Abfall von 36 Menschen über vier Jahre füllt im Film nicht einmal einen halben herkömmlichen Müllbeutel. Überall auf der Welt entstehen Kleinstädte im wörtlichen Sinn, die nur noch Ausmaße eines Parkplatzes einnehmen. Und die Minimenschen benötigen nur noch einen Bruchteil vom üblichen Bedarf an Luft, Wasser, fossilen Brennstoffen und Nahrungsmitteln. „Size matters“ – Größe zählt doch. Nur halt im umgekehrten Sinn.

Die Schattenseiten des American Way of Life werden süffisant bloßgestellt

Seit Jonathan Swift vor fast 300 Jahren in „Gullivers Reisen“ das Fantasieland Liliput erfunden hat, lassen sie uns nicht mehr los: die Fantasien über wundersam geschrumpfte Wesen. Matt Damon und Kristen Wiig spielen mit Paul und Audrey Safranek zwei typische Durchschnittsamerikaner, deren Träume ein wenig größer sind als ihr Portemonnaie. Es sind gar nicht so sehr die hehren Ideale, den Planeten zu schonen, die sie antreiben, sondern die pekuniären Nöte, die sie zu dem großen Schritt zum Klei­nerwerden bewegen: Da sich die Ausgaben ja dramatisch verringern, wird jeder Durchschnittsverdiener zum Millionär.

Für Damons Figur gibt es jedoch ein böses Erwachen: Seine Frau hat in letzter Sekunde kalte Füße bekommen und sich doch nicht verkleinern lassen. Der glücklose Paul ist jetzt allein in seinem Puppenhaus-Paradies. Doch hier, da der Film doch erst so richtig loslegen müsste, verliert er sich überraschend im Klein-Klein. Es gebe so viele Geschichten zu erzählen: wie Klein und Groß miteinander auskommen, wie der Massenausfall an Konsum und Bauvorhaben zu Verwerfungen in der großen Welt führen. Dass sich womöglich ein Rassismus gegen XXS-Menschen bildet. Und Unterdrückungsregimes die Technik auch dazu nutzen, unliebsame Bürger zu minimieren.

All das streift Alexander Peyne, aber es wird nicht vertieft. Stattdessen sehen wir nur, wie auch dieses vermeintliche Idyll die Midlife-Krise des Klein-Bürgers nicht aufhalten kann. Während seine hedonistischen Nachbarn (Christoph Waltz und Udo Kier) nur ihrem Luxus frönen.

Da scheint, um im Bild zu bleiben, auch der Film selbst zu verzwergen. Er fängt sich erst wieder mit der Figur der ­vietnamesischen Dissidentin Ngoc Lan Tran (Hong Chau). Sie ist eines der Opfer, das gegen ihren Willen geschrumpft wurde und nur in einem Fernsehgerät versteckt fliehen konnte, wobei ihr ein Bein verloren ging. Als der Ergotherapeut Paul sich ihr Bein ansehen will, zwingt sie ihn, sie an den äußersten Rand der Ministadt zu begleiten, wo sich Slums von Bedürftigen befinden, und sich wie sie um andere zu kümmern, die es nötiger haben als sie.

So wie ja schon „Gullivers Reisen“ eine grelle Satire auf zeitgenössische Missstände zu Swifts Zeiten war, so sieht sich auch „Downsizing“ als treffliche Metapher auf die derzeitige USA an. Da werden die Schattenseiten des American Way of Life süffisant bloßgestellt. Die Ärmsten wohnen an einer Riesenwand, die so aussieht, als habe Trump die Mauer zu Mexiko schon errichtet.

Und doch: Alexander Payne, mit Filmen­ wie „About Schmidt“ oder „Ne­braska“ eigentlich ein Meister im Aufzeigen des Scheiterns desillusionierter männlicher Durchschnitts-Amerikaner, fehlt es in diesem mit 135 Minuten arg langen Film doch an Stringenz. Die große Satire, sie ist ihm am Ende etwas zu klein geraten. Aber einen grünen Punkt verdient „Down­sizing“ allemal.

„Downsizing“ USA 2017, 135 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Regie: Alexander Payne, Darsteller: Matt Damon, Hong Chau, Christoph Waltz, Kristen Wiig, Udo Kier, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Savoy (OF), Studio (OmU), UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek;