Rehabilitation eines Vornamens: Wie Herr K. von den Jusos plötzlich auf Augenhöhe mit dem Martin steht

Eine Alliteration ist immer gut, mögen sich die Eltern Kevin Kühnerts irgendwann im bewegten Epochenjahr 1989 gedacht haben. Am 1. Juli war er dann da, der kleine Kevin. Er strampelte gar niedlich in seinen Windeln, aber heute pinkelt er kräftig als Juso-Vorsitzender dem Obersozi Martin Schulz ans Bein.

Der junge Mann macht ordentlich Druck, und so soll es ja, politische Vorlieben und Abneigungen mal ganz außen vor, auch sein.

Ursprünglich im angloamerikanischen Sprachraum beheimatet, hat der Name „Kevin“ bekanntlich in den vergangenen drei Jahrzehnten eine beachtliche deutsche Karriere hingelegt. Mit dem Erfolg des Hollywood-Schauspielers Kevin Costner kam die Kevineritis über Görlitz, Göppingen und Geesthacht. Und für (Hobby-)Soziologen war Kevin in der Folge aber keine Diagnose, sondern viel eher ein Raster: Wo viel Kevin, da unbedingt noch mehr Unterschicht, vielleicht, Gott bewahre, sogar Sachsen.

Natürlich ein Vorurteil! Kevin Kühnerts Eltern, beide übrigens im Berliner Beamtentum zu Hause, waren, das zeigt das ganz genaue Studium des Zeitstrahls, pure Avantgarde: „Der mit dem Wolf tanzt“ lief erst im Oktober 1990, „Kevin – Allein zu Haus“ im November in den Kinos an, da war der Mini-Kevin aus dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg schon fast anderthalb Jahre alt. Spott hin oder her: Die Kevins stehen nun mitten in der öffentlichen Arena, und bald ist da auch eine Chantal. Jede Wette.