Stuttgart.

Sie verschleppten eine 22-Jährige in die Türkei, zwangen sie zur Hochzeit. Dafür müssen sich die Eltern und ein Onkel der jungen Frau nun vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Dem Trio aus dem Rhein-Main-Gebiet wird unter anderem Geiselnahme vorgeworfen.

Eine Einigung ist am ersten Prozesstag am Montag nicht zustande gekommen. Die angeklagten Eltern (jeweils 52) und der mitangeklagte Onkel (45) lehnten einen Verständigungsvorschlag des Gerichts ab. Mit diesem wären sie bei einem Geständnis jeweils mit Bewährungsstrafen davongekommen. Insbesondere die mutmaßliche Verabreichung eines Schlafmittels bei der Verschleppung 2011 könne nicht eingestanden werden, sagte einer der Anwälte.

Der Onkel, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll der damals 22-Jährigen in Stuttgart Schlafmittel in einen Eiskaffee gerührt haben, um sie im Auto nach Ostanatolien zu bringen. Als sie aufwachte, sei sie an der Grenze zu Bulgarien gewesen. Die junge Frau wurde dann über Monate in der Türkei im Haus ihrer Großmutter festgehalten und später gegen ihren Willen verheiratet. Hintergrund soll sein, dass die Familie den Freund und den westlichen Lebenswandel der Frau strikt ablehnte. „Ich wollte meinen Weg gehen“, sagte die heute 28-Jährige am Montag. Laut Anklage drohte die Familie, ihr „sämtliche Knochen zu brechen“. Die Frau erinnerte sich: „Ich hatte Angst.“ 2013 gelang ihr die Flucht zurück nach Deutschland.