New York .

Dutzende Männer werfen den beiden Modefotografen Bruce Weber und Mario Testino sexuelle Belästigung vor. Die „New York Times“ zitiert in ihrer Sonntagsausgabe 13 Aussagen aktueller und früherer Models, wonach Testino sie unter anderem auf seinem Hotelzimmer im Bademantel empfangen haben soll. „Dann kommt er auf das Bett geklettert, legt sich auf mich und sagt: ,Ich bin das Mädchen, du bist der Junge‘“, erinnert sich Model Ryan Locke in der Zeitung. Er habe daraufhin ein Handtuch nach Testino geworfen und sei aus dem Raum gegangen. Testino gilt in Hollywood nach Shootings mit Madonna und Lady Di seit Jahrzehnten als einer der berühmtesten Star- und Modefotografen.

Die Zeitung beruft sich außerdem auf 15 Aussagen, wonach Bruce Weber bei privaten Treffen mit Models und Assistenten nackte Atem- und Energieübungen angeregt habe. Weber, der unter anderem in den 90er-Jahren berühmte Kampagnen für das Modelabel Calvin Klein verantwortete, habe dabei häufig gegen deren Willen die Hände der Männer in ihren Schritt geführt und auch seine. Weitergehende Belästigungen werden in dem Artikel nicht erwähnt.

Testinos Anwaltskanzlei berief sich darauf, mit früheren Mitarbeitern des Fotografen gesprochen zu haben, die keine der Anschuldigungen bestätigen konnten. Weber stritt die Vorwürfe in einem Statement seiner Anwälte ab. Juristische Vertreter beider Fotografen sagen laut „New York Times“, sie seien bestürzt und überrascht von den Vorwürfen: „Ich bin komplett schockiert“, sagte Weber laut einem Statement. Er sei traurig über diese abscheulichen Behauptungen und streite diese absolut ab. Die Kanzlei Lavely & Singer, die Mario Testino vertritt, stellte die Glaubwürdigkeit der Aussagenden infrage.

In der Branche haben Männer oft einen schwierigen Stand

In der Modebranche gelten Männermodels mit geringeren Gagen und seltenerem Starstatus als noch austauschbarer als Frauen. Unter anderem waren nach den Anschuldigungen gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein erneut Vorwürfe gegen Fotograf Terry Richardson laut geworden. Die Vorwürfe gegen Weinstein hatten im Oktober die #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe ins Rollen gebracht.