Frankfurt/Main.

Schmerzen sind subjektiv und daher schwer zu erfassen. Nun haben Forscher einen neuen methodischen Ansatz entwickelt, um sie besser verstehen und behandeln zu können. Die Wissenschaftler der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Philipps-Universität Marburg und des Fraunhofer-Instituts haben an gesunden Probanden Schmerzdaten gesammelt und diese mithilfe von maschinellem Lernen strukturiert. Ihren Ansatz präsentieren sie in der Titelgeschichte des renommierten Fachmagazins „Pain“.

Das Ziel der Wissenschaftler war es, die subjektive Empfindung von Schmerz zu objektivieren. Dazu erzeugten die Forscher bei 82 Probanden Mikrosonnenbrände auf einem Quadratzentimeter Haut, an anderen Stellen trugen sie Capsaicin-Salbe auf. Der Stoff Capsaicin ist der Hauptwirkstoff in vielen Wärmesalben. Beide Maßnahmen setzen die Schmerzschwelle an der jeweiligen Stelle herab, weil das Gewebe beschädigt wird. Anschließend setzten die Forscher die behandelten Stellen verschiedenen Reizen aus: Sie wärmten, kühlten, drückten oder piekten und fragten die Probanden, ab wann die Reize unangenehm wurden.

Auf diese Weise gewannen die Forscher 2460 Messdaten, die sie mit Hilfe eines Computerprogramms analysierten und strukturierten, wie die Goethe-Universität in einer Mitteilung schreibt. „Die Studie war ein Methoden-Test. Wir wollten wissen, ob man komplexe Informationen über den Schmerz mit maschinellem Lernen anschaulich und greifbar machen kann“, wird Professor Jörn Lötsch vom Institut für Klinische Pharmakologie der Goethe-Universität zitiert. Das Ergebnis der Computeranalyse war schließlich eine dreidimensionale Darstellung.

Den neuen methodischen Ansatz wollen die Forscher nun nutzen, um die klinischen Daten chronisch Kranker zu untersuchen und deren Schmerztherapie zu verbessern. Der Ansatz werde in Zukunft eine immer größere Rolle spielen bei der datenbasierten Entwicklung neuer Arzneimittel zur Behandlung von Schmerzen, heißt es in der Mitteilung der Universität.