Die Lessingtage sind ein willkommener Anlass, gleich zwei Produktionen im Thalia in der Gaußstraße wiederaufzunehmen. Das eindringliche Dokumentartheater „Srebrenica – I counted my remaining life in seconds“ des Hamburger Regisseurs Branko Simic und des Thalia-Hausfotografen Armin Smailovic erinnert an dramatische Ereignisse in Bosnien und Herzegowina 1995. In einer Woche des Schreckens werden in einer Uno-Schutzzone in Srebrenica 8000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer ermordet. Auf der Bühne der Garage in der Gaußstraße geben Jens Harzer und Vernesa Berbo den dokumentarischen Texten zu Smailovic’ Fotografien eine besondere Eindringlichkeit. Stimmen eines Zeugen, eines Opfers und auch eines Täters kommen darin zu Wort.

Das aktuelle Stück von Elfriede Jelinek als Reaktion auf das Erstarken neurechter und nationaler Bewegungen, kombiniert mit einer szenischen Antwort von Simon Stephens, „Wut/Rage“, sorgte auf der großen Thalia-Bühne zur Eröffnung der Saison 2016/17 für Furore. Nun ist die Inszenierung Sebastian Nüblings, die Schlaglichter auf die europäische Gegenwart wirft, erstmals im Thalia in der Gaußstraße zu sehen. Karin Neuhäuser hat für ihre Interpretation der Wut-Suada Jelineks kürzlich den Theaterpreis „Faust 2017“ erhalten.

„Srebrenica – I counted my remaining life in seconds“ 26.1., 20.00, Karten 22 Euro/erm. 10 Euro„Wut/Rage“ 29.1., 20.00, Thalia Gaußstraße, Gaußstraße 190, Karten 22 Euro/erm. 10 Euro unter T. 32 81 44 44; www.thalia-theater.de/lessingtage