Paris.

Es war ein regelrechtes Kommandounternehmen, generalstabsmäßig vorbereitet und blitzschnell ausgeführt: Knapp sieben Minuten hat einer der spektakulärsten Raubüberfälle gedauert, der in den vergangenen Jahren in Paris verübt wurde. Sieben Minuten, die fünf vermummten Gangstern genügten, um am Mittwochabend durch einen Hintereingang in die Empfangshalle des berühmten Nobelhotels Ritz zu stürmen, die Anwesenden nach Warnschüssen in die Decke in Schach zu halten, mit Äxten das Panzerglas mehrerer Ausstellungsvitrinen voller wertvollem Schmuck zu zertrümmern und mit den entwendeten Juwelen die Flucht zu ergreifen.

Allerdings war die Polizei fast genau so schnell. Eine Streife, die in der Nähe unterwegs war, traf so rasch vor Ort ein, dass ihr drei der Täter beim Verlassen des Hotels geradewegs in die Arme liefen und festgenommen wurden. Sie sind laut Polizei um die 30, aus der Region und einschlägig bekannt.

Drei Täter wurden gefasst, zwei entkamen mit Beute

Die übrigen zwei konnten jedoch mit dem Hauptteil der Beute in Höhe von vier Millionen Euro auf Motorrollern entkommen. Ihre Verfolger schüttelten sie in einer gegen die Fahrtrichtung genommenen Einbahnstraße ab, wobei sie eine Passantin anfuhren und leicht verletzten.

„Im ersten Moment, als die Schüsse fielen, haben wir an eine Terrorattacke geglaubt“, berichtet eine spanische Kundin, die sich mit ihrem Mann in der Hemingway-Hotelbar aufhielt und die Szene von dort aus sehen konnte. Zutiefst geschockt hatte das Paar mit zwei weiteren Dutzend Kunden und Angestellten des Ritz versucht, sich ins Freie zu retten: „Wir sind in Panik auf der Suche nach einem Ausgang durch die Gänge gelaufen, doch als wir uns dann endlich auf der Straße wiederfanden, trafen wir sofort auf mehrere Polizeibeamte, die uns sagten, dass die Gefahr bereits vorüber sei.“

Das Ritz-Hotel liegt unweit der Pariser Oper an der Place Vendôme, die sowohl vom Justizministerium als auch von zahlreichen Juweliergeschäften gesäumt wird. Es gehört übrigens zur Tradition des Ritz, dass die benachbarten Juweliere ihre Ware in der Empfangshalle ausstellen dürfen, um betuchte Hotelgäste in ihre Boutiquen zu locken. Und betucht dürften so gut wie alle Touristen sein, die im Ritz absteigen, wo kein Zimmer weniger als 1000 Euro kostet.

Aus gutem Grund hat die Place Vendôme den Ruf, das „Paradies der Schmuckräuber“ zu sein. Nach einer Serie von fünf brutalen Überfällen innerhalb weniger Monate sind daher bereits 2014 die Sicherheitsvorkehrungen im gesamten Viertel drastisch erhöht worden. Das schnelle Eingreifen der Polizei ist ganz fraglos dieser erhöhten Wachsamkeit geschuldet.

Für Gangster aber scheint die Anziehungskraft der Place Vendôme ungebrochen. So gelang es März 2016 zwei schwer bewaffneten Tätern, den dort ansässigen Juwelier Chopard um Schmuck im Wert von sechs Millionen Euro zu stehlen. Drei andere Räuber überfielen im Mai 2017 in der nur einen Steinwurf entfernten Rue de la Paix das Juweliergeschäft Buccelati und erbeuteten Schmuck im Wert von fünf Millionen Euro.

Eines der berühmtesten Hotels der Welt

Für ungleich größere Schlagzeilen sorgten freilich jene Schmuckräuber, die im Oktober 2016 nicht einen Juwelier, sondern den amerikanischen TV-Star Kim Kardashian in ihrem Hotel überfielen, um ihr Gold- und Diamantenschmuckstücke in einem Gesamtwert von neun Millionen Euro zu rauben. Kardashian war offenbar mit dem Vorsatz angereist, auf der Pariser Fashion-Week auch neben den Laufstegen so richtig zu glitzern.

Dass auch die damals von der Amerikanerin gebuchte Luxusherberge in der Nähe der Place Vendôme liegt, dürfte in diesem Fall jedoch eher dem Zufall geschuldet sein. In den Monaten nach dem Überfall auf Kardashian kam es zu 17 Festnahmen.

Das Ritz ist eines der berühmtesten Hotels der Welt. Zu seinem Mythos trugen Bewohner wie Coco Chanel, Marcel Proust, Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald, Charlie Chaplin bei. Prinzessin Diana verbrachte hier die letzten Stunden ihres Lebens.

Die heutigen betuchten Gäste reagieren gerade im terrorgebeutelten Paris empfindlich, wenn sie ihre Sicherheit bedroht sehen. Frankreichs Innenminister Gérard Collomb jedenfalls beeilte sich, die Professionalität zu betonen, mit der die Polizei auf den Raub reagiert habe.