Till Demtrøder hat in „Vincent will Meer“ am 14.1. in den Kammerspielen doppelte Premiere

Bis zum Mittag hat er noch einige Szenen im Freien gedreht – außerhalb der Stadt mit einem Pkw. Mit Autos kennt sich Till Demtrøder ebenso aus wie mit der Schauspielerei. Kurz nach seiner Ausbildung bei Lehrerin Hildburg Frese tourte der Hamburger Schauspieler viel im deutschen Osten der Nach-Wende-Zeit. „Damals hab ich mich dort auch mit Autohandel über Wasser gehalten“, erzählt er von seinem Nebenjob. Erst später avancierte der umtriebige (Lebens-)Künstler zu einem der deutschen Seriendarsteller.

Till Demtrøder? Manche verorten ihn noch immer im Hamburger „Großstadtrevier“ (ARD). Dort jedoch quittierte er als Polizeiobermeister Henning Schulz nach fast 20 Jahren 2009 seinen Dienst. In „Hallo Robbie!“ und „Der Landarzt“ (beide ZDF) spielte er ebenfalls jahrelang mit. Und bis 2014 kamen noch mal eben 430 Folgen in „Verbotene Liebe“ hinzu, der täglichen ARD-Seifenoper. „Wir hatten ein sehr kompetentes Team“, möchte Demtrøder die Zeit keinesfalls missen, fügt aber ironisch hinzu: „Da hattest du morgens um 9.30 Uhr schon so viele Schicksalsschläge gespielt, wie sie andere in ihrem ganzen Leben nicht haben.“ Nur fürs Theater blieb da keine Zeit.

Dass er „Verbotene Liebe“ damals unter Regisseur Ralph Bridle gedreht hatte, erweist sich für Demtrøder jetzt als Glücksfall: Der Engländer, der in den Hamburger Kammerspielen schon starke Dramen wie „Oleanna“ oder „Die Netzwelt“ inszeniert hat, führt dort auch im neuen Stück Regie: „Vincent will Meer“.

Die Tragikomödie von und mit Florian David Fitz gewann zwei Filmpreise

Die Adaption des Films hat am 14. Januar Premiere. Die Tragikomödie von und mit Florian David Fitz gewann 2011 in zwei Kategorien den Deutschen Filmpreis. Wie mehr als eine Million andere Kinozuschauer hatte Demtrøder „Vincent will Meer“gesehen, erzählt er im Probenraum in Eimsbüttel. Der Film handelt von dem an Tourette leidenden Vincent, der nach dem Tod seiner Mutter in einer Klinik den Zwangsneurotiker Alex und die magersüchtige Marie kennenlernt und mit beiden in Richtung Italien flieht.

Demtrøder spielt Vincents Vater. „Ein schlimmes Arschloch, echt unausstehlich“, räumt er ein. Ein großer Sohn mit Tourette-Syndrom passt eben nicht zum Bild eines profilierungssüchtigen Lokalpolitikers, der wie er im Wahlkampf steht. „Ich war erst skeptisch, ob die Geschichte auch auf der Bühne zu erzählen ist“, sagt Demtrøder. Jetzt weiß er: „Man lacht mit den Figuren, nicht über sie.“ Mit seinen Kollegen hat er bewusst auf schrägen Brettern geprobt; auch in den Kammerspielen wird eine schräge Bühne liegen – symbolisch für die Erzählebenen.

Der 50-Jährige, im realen Leben Vater dreier Töchter, kennt ungewöhnliche Bühnen: Im Sommer 2016 spielte der passionierte Reiter den Old Shatterhand bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg. Mit seinem späten Hamburger Bühnendedüt schließt sich nun ein Kreis: Als Schauspielschüler besuchte Demtrøder oft die Kammerspielen zu Zeiten der Prinzipalin Ida Ehre. Dass er für „Vincent will Meer“ auch Außenaufnahmen machen musste, nahm er gern in Kauf. Damit sollen im Theater Roadmovie-Elemente authentisch in Szene gesetzt werden.

„Vincent will Meer“ Premiere So 14.1., 19.00, bis 25.2., Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartung­straße 9–11, Karten zu 20,68 bis 48,43 in der HA- Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18–32, Tickethotline T. 30 30 98 98; www.hamburger-kammerspiele.de