Alt-J lädt zur großen Indie-Oper am 16. Januar in die Sporthalle Hamburg

Vor einigen Jahren hat die britische Indiepop-Kapelle Alt-J es schon einmal geschafft, die Sporthalle Hamburg mit ihren atemberaubenden Klängen in positive Schwingung zu versetzen. Am 16. Januar nun ist sie hier erneut zu Gast. Das Quartett aus dem britischen Leeds, das sich recht subtil nach einer Tastenkombination auf dem Computer benannte, hat mit seinem aktuellen Werk „Relaxer“ nach drei Jahren Pause erneut den Popkosmos geweitet. Um schöne, elegische Folkmelodien und lebenskluge, dramatische Texte. Um konsumierbare Polyrhythmik und große Theatergesten.

Joe Newman braucht keine großen Bühnenposen, um Massen in den Bann zu ziehen. Sein eigenwillig hohes Flüster-Falsett und die enge Stimmführung der Chorpassagen reicht dazu vollkommen aus. Wie schon auf den vielfach nicht nur von Kritikern, sondern auch vom Publikum geliebten Vorgängern „All Awesome Wave“ (mit dem Mercury Prize geadelt) und „This Is All Yours“ erweist sich die Band einmal mehr als eine, auf die sich alle – und nicht nur die Hipster und Bescheidwisser – einigen können. In Deutschland stieß die Band mit dem erneut von Charlie Andrew produzierten Werk sogar auf Platz 13 vor und wurde erneut für den Mercury Prize nominiert. Es ist also erlaubt, sich für Alt-J künftiges Stadion­beschallen vorzustellen. Sänger Newman zur Seite stehen Keyboarder Gus Unger-Hamilton, Bassist Cameron Knight und Drummer Thom Green. Gründungsmitglied Gwil Sainsbury hat die Band bereits 2014 verlassen.

Alt-J trägt mit surrealen Klängen sanft aus dem Alltag heraus

Gemeinsam sorgen die Studienfreunde für diesen herrlichen Klang, der stets zwischen Wachen und Schlafen liegt. Für das seltsam unästhetische Plattencover von „Relaxer“ wird die Band keinen Preis erhalten. Angeblich ist es einem Playstation-Game mit dem Titel „LSD“ entnommen. Es geht, wie immer, um das Erschaffen surrealer Welten. Alt-J transportiert den Hörer sanft aus dem Alltag, zum Beispiel in dem raumgreifenden „In Cold Blood“. Ihr großes Können liegt im Ausformulieren von Kontrasten. Die Übergänge zwischen leise und laut und damit die Steigerungen gelingen kaum einer Band so akzentuiert wie Alt-J. Auch musikalisch ist die Band erneut angenehm vielfältig. Neben Folk gibt es saftige Blechbläsersätze, prasselnd nervöse Garagendrums etwa in „Deadcrush“ und auch wunderbare elektronische Trip-Hop-Schwermut. „3www“ ist hierfür ein Beispiel. Hinzu kommen einmalig schöne Streichersätze, von Musikern des London Metropolitan Orchestra eigens eingespielt. Daneben lässt man sich eine Aufforderung wie „Hit Me Like The Snare“, das vage an Radiohead erinnert, bei ihrem Liveauftritt sicher nicht zweimal sagen.

Inhaltlich haben die ehemaligen Literaturstudenten auch wieder zahlreiche Buchverweise untergebracht. So bedient sich „Pleader“ in der Geschichte von Richard Llewelyn’s Roman „How Green Was My Valley“. Wurzeln in Kultur und Tradition und gleichzeitig den Kopf in innovativer musikalischer Höhe – aus diesen Zutaten ist der Erfolg dieser Wunderband gemacht.

Alt-J Di 16.1., 20.00, Sporthalle Hamburg
(U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 48,- im Vorverkauf; www.altjband.com