Wenn Lilli Krämer morgens gegen 5.30 Uhr aufwacht, dann schleicht sie sich leise im Morgenmantel hinunter zur Haustür des Seniorenheims in Farmsen. Während oben in der Küche der Kaffee durchläuft, holt die 71-Jährige ihre Zeitung hoch. „Und dann beginnt die schönste Zeit des Tages“, sagt sie. Dann sitzt sie gemütlich im Sessel und liest in aller Ruhe, Seite für Seite ihr Abendblatt – bis ihr Mann (75) gegen 8 Uhr aufwacht. Seit fast 39 Jahren ist die gebürtige Kielerin Abendblatt-Abonnentin. Nach der Hochzeit mit ihrem Mann Klaus wurde die Zeitung bestellt. „Da erfuhr ich alles, was ich über Hamburg wissen musste“, sagt Lilli Krämer.

Als ihr Mann – damals Prokurist einer IT-Firma – mit 35 Jahren an einem Gehirntumor erkrankte, suchte sie sich eine Arbeit, bei der sie mittags, wenn ihr Sohn André aus der Schule kam, wieder zu Hause war. „24 Jahre lang habe ich das Haus der Jugend sauber gemacht. Das war meine Arbeit. Da schäme ich mich nicht“, sagt sie selbstbewusst.

Ihr Sohn ist heute 41 Jahre alt, arbeitet als Grafiker und ist verheiratet. „2017 sind wir endlich Oma und Opa geworden“, sagt Lilli Krämer. Enkelkind Felix wird im Februar ein Jahr alt. Vor Weihnachten zogen ihr Sohn und Schwiegertochter um. Da wurde Oma gebraucht: „Ich war mit Felix viel spazieren und habe mit ihm gespielt – da war ich ganz glücklich.“

Auch der Montag war für Lilli Krämer ein besonderer Tag. Sie war als langjährige Abonnentin zum Neujahrsempfang des Abendblattes ins Hotel Atlantic eingeladen. „Ich habe mich riesig gefreut, als der Anruf kam“, sagt sie. Im Atlantic hat sie all die bekannten Hamburger persönlich gesehen. Das war schön. Aber die Begegnungen mit Scholz und Co. morgens im Sessel sind doch irgendwie gemütlicher, sagt Lilli Krämer. Und freut sich auf den nächsten Morgen mit ihrem Abendblatt.