In einer Mini-Bar in Brooklyn ist gerade genügend Platz für zwei Gäste, den Barkeeper und einige Promille

Trinken und abhängen in größerer Gesellschaft wird ja schnell mal überbewertet. Je voller die Bar, desto toller? Je eigenartiger die Drink-Zutaten, desto vierstelliger der Literpreis? Ach was. Platz für jene sonderbar erhellenden Gespräche, die nur im Halbdunkel eines Bartresens dem Morgengrauen entgegentrudeln können, ist schließlich auch in kleinsten Hütten. Ein naher Verwandter eines solchen Immobilchens, auf der Fläche eines Frühstücksbretts in einer Ex-Restaurant-Abstellkammer montiert, sorgt im New Yorker Bezirk Brooklyn seit einiger Zeit für hysterische Aufregung unter den Hipstern von East Williamsburg.

Die Threesome Tollbooth ist, ihrem Namen entsprechend, so groß wie ein Mauthäuschen und holzgetäfelt, aber unterhaltsamer, wenn man es richtig macht und dort – nur per Vorbestellung – tatsächlich einen oder gar zwei der beiden Plätze ­bekommt, die vor dem Barkeeper zu haben sind. Klein genug also, das Ganze, um Dean Martins Lebensweisheit nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können: „Man ist so lang nicht betrunken, solange man auf dem Boden liegen kann, ohne sich festhalten zu müssen.“

Für 90 Minuten Nah-Bar-Erfahrung sind 100 bis 120 Dollar fällig, das ist nicht wenig für die überschaubaren Promille-Portionen, die dort kredenzt werden. Und: Auswählen ist nicht, es wird brav und ehrfürchtig getrunken, was vom Sprit-Künstler und Gründer N.D. Austin ins puppenstubige Gläslein getröpfelt wird. Skeptische Stuben­hocker könnten kostengünstig dafür proben: einfach mit einer Pulle Schinkenhäger und dem Kumpel in den nächstbesten Kleiderschrank umziehen und sehen, was da so alles passiert.