Hamburg. Statistik zeigt erschreckend hohe Zahlen. Schwerer Vorfall zu Neujahr. ADAC kritisiert Sittenverfall auf Straßen

Es ist eine erschreckende Statistik: Die Zahl der Unfallfluchten in Hamburg ist deutlich angestiegen. Laut Polizei gab es im Jahr 2016 rund 68.400 Kollisionen – in 17.500 Fällen entfernte sich dabei unerlaubt mindestens ein Beteiligter, also in jedem vierten Fall. Insgesamt gab es fast 2000 Unfallfluchten mehr als noch 2013. Auch bei 902 von 7800 Unfällen mit Verletzten flüchteten die Verursacher. Die Polizei spricht von einem Massenphänomen.

Zuletzt kam es am Neujahrsmorgen zu einem schweren Vorfall: Ein Unbekannter erfasste mit seinem Auto gegen 1.45 Uhr den 62 Jahre alten Musikschullehrer Klaus B. (Name geändert) an der Elbchaussee und raste davon. Das Opfer erlitt schwere Verletzungen am Becken und liegt im künstlichen Koma. „Wir sind fassungslos angesichts der Unmenschlichkeit des Fahrers“, sagte die Tochter des 62-Jährigen dem Abendblatt. Sie hofft auf Zeugen; der Unfallfahrer soll am Steuer eines Kleinwagens gesessen haben.

Unfallflucht wird nach dem Gesetz mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Die Polizei muss dafür aber eine vorsätzliche Flucht nachweisen. Aus der Verkehrsdirektion heißt es, dass meist Lackabreibungen und andere Kleinstspuren die besten Chancen ergeben, um Täter aufzuspüren. Etwas mehr als die Hälfte der flüchtigen Fahrer bei Unfällen mit Verletzten kann die Polizei später ermitteln.

Warum die Fallzahlen seit Jahren ansteigen, ist für die Beamten schwer zu erklären. „Wir fragen uns das auch jeden Tag“, sagt ein Polizist. Der ADAC sieht die Zahlen als weiteren Beleg dafür, dass der Ton auf den Straßen rauer werde. „Die Verkehrsmoral ist in Hamburg nicht die beste, um es sehr milde auszudrücken“, so ADAC-Sprecher Christian Hieff. Es handele sich um eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, mehr Rücksicht zu üben und zu Fehlern zu stehen. „Für Opfer und Angehörige bedeutet eine Unfallflucht oft großer, zusätzlicher Schmerz.“

Solange kein verantwortlicher Fahrer gefunden ist, steht den Betroffenen häufig zunächst weniger Hilfe von Versicherungen zu. Nur in sehr schweren Fällen gibt es eine Entschädigung aus einem speziellen Fonds.

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