Wiesbaden.

Das Knie schmerzt beim Laufen, der Schreibtischstuhl quält den Rücken – doch welche Therapie eignet sich für welche Beschwerden? Und wie erkennen Patienten einen guten Therapeuten?


Physiotherapie und Krankengymnastik
ist dasselbe, erklärt der Physiotherapeut Michael Tiermann aus Aachen. Sein Kollege Michael N. Preibsch vom Deutschen Verband für Physiotherapie ergänzt: „Unsere Berufsbezeichnung ist Physiotherapeut, aber das, was ein Arzt verordnet, ist landläufig als Krankengymnastik bekannt.“ Ein Physiotherapeut verfügt über verschiedene Heilmittel, die er anwenden kann, wenn ein Arzt sie verschreibt.


Manuelle Therapie ist eine spezielle Unterform der Physiotherapie, erklärt Prof. Hermann Locher, Facharzt für Orthopädie. „Dabei wird speziell mit den Händen des Therapeuten auf den Körper des Patienten eingewirkt.“ Vor allem die Gelenkstrukturen stehen im Fokus – etwa bei Bewegungseinschränkungen nach Operationen oder Blockaden zum Beispiel der Lendenwirbelsäule.

Physiotherapeuten müssen Manuelle Therapie gesondert lernen. Es handelt sich um eine Zusatzqualifikation. „Patienten sollten darauf achten, dass ihr Therapeut staatlich anerkannt ist“, rät Preibsch. Mediziner Locher setzt die Kriterien noch deutlich strenger an: „Sicher aufgehoben ist man damit nur bei einem Facharzt mit der Zusatzqualifikation Manuelle Medizin.“

Osteopathie
wird von darin ausgebildeten Heilpraktikern, Ärzten oder Physiotherapeuten ausgeübt. „Der Hauptfokus der Behandlung liegt im Aufspüren der Ursache der Beschwerden des Patienten“, erläutert Prof. Marina Fuhrmann, Vorsitzende des Verbands der Osteopathen Deutschland (VOD). Dabei betrachtet der Osteopath nicht nur das Knochengerüst, sondern vor allem die Leitungsbahnen im Körper, Blutgefäße, Lymphen, Nervensystem und Bindegewebe.

Orthopäde Locher, selbst auch Osteopath, schränkt ein: Die Osteopathie gehe in vielen Einzelfragestellungen und Interpretationen „weit über das hinaus, was in Deutschland als wissenschaftlich anerkannte Medizin“ gilt. In vielen Einzelaspekten sei das Konzept zwar fortschrittlich und ernst zu nehmen. Er rät aber, bei Beschwerden zunächst einen Facharzt aufzusuchen: „Die Grunddia­gnose muss auf einer soliden wissenschaftlichen Basis stehen.“ Zum Beispiel sollte ein Arzt ausschließen, dass die Bauchschmerzen eines Patienten von einem Tumor oder einem Gefäßpro­blem stammen, bevor ein Osteopath darauf herumdrückt.