Der Rückblick zeigt Merkwürdiges: Schnell verging die Zeit mit ihr – und gleichzeitig auch ziemlich langsam.

2017 – was für ein Datum. Es war zwar das Jahr, in dem Frieda anfing, unser Leben durcheinanderzuwirbeln. Aber genau genommen haben wir bislang nur gerade mal sechseinhalb Monate mit ihr verbracht.

Ich gucke mir gerade die Eintragung im Kalender an: Ende Mai hatten wir sie in Karlsruhe ziemlich nervös ins Auto gepackt, um dann spätabends noch direkt nach Hamburg durchzufahren. Das war eine freudige Aufregung – fast so schlimm wie vor und nach dem Besuch einer Entbindungsstation. Unser allererster Hund und dann noch ein Welpe! Ganz schön verwegen, muss ich heute sagen, denn von da an ging’s ziemlich rund. Nach ein bisschen (Halb-)Schlaf betrat sie am 1. Juni morgens um vier mit dem müden Herrchen erstmals mehr oder weniger bewusst Hamburger Boden zur Gassi-Premiere. Doch was heißt schon betreten … Gerollt und getapst ist sie damals noch, ratlos, müde und auch recht ängstlich.

Seitdem ist viel geschehen. Die Leute wundern sich dauernd, dass die Zeit so schnell verfliegt und dass etliches viel weiter zurückliegt, als sie eigentlich gedacht hatten. Komisch: Bei Frieda kommt es mir ganz im Gegenteil so vor, als sei sie schon viel länger bei uns, als es der Fall ist. Mehrere Jahre sogar.

Ich glaube, das hat zwei Gründe. Zum einen sind die Tage mit einem jungen Hund plötzlich viel vollgepackter als vorher – vom ganz frühen ersten Spaziergang in der Morgendämmerung über etliche Spiel- und Tobe-Einlagen bis zur späten Runde um den Block im Stockdunkeln. Spielen oder Spazierengehen mit einem Welpen oder Junghund (inklusive langer „Schnüffelphasen“) ist eben letztlich auch eine Art Entdeckung der Langsamkeit.

Matthias Schmoock mit seiner Labradoodle-Hündin Frieda.
Matthias Schmoock mit seiner Labradoodle-Hündin Frieda. © Klaus Bodig / HA | Klaus Bodig

Zum anderen entwickelt schon der ganz junge Hund sehr schnell eine starke Präsenz in seiner neuen Umgebung. Er checkt quasi pausenlos die Lage, entdeckt und versteht mehr, als man glaubt. Er nimmt rasch seinen Platz im Rudel ein und versucht immer, diesen zu behaupten. Irgendwann kann man sich kaum noch die Zeit vergegenwärtigen, als das noch nicht so war – so wie man sich eine Zukunft ganz ohne Hund auch nicht mehr richtig vorstellen kann und will.

Wenn ich mir Frieda so angucke, wie sie selbstbewusst beim Spaziergang neben mir hertrabt oder große Hunde zum Spielen auffordert, bin ich immer wieder überrascht, wie schnell die Monate verflogen sind. Mein wohl stärkster Eindruck im Rückblick: Ein Leben mit Hund ist unendlich viel Freude, bedeutet aber vor allem am Anfang auch Lernen und Arbeiten (fürs Herrchen!). Es stimmt fast alles, was in den Hunde-Ratgebern steht, und man sollte sie vorab lesen und die Ratschläge auch beherzigen. Es ist schwierig und nicht immer nur erfreulich, schon dem ganz jungen Hund klarzumachen, wo’s langgeht. Aber die richtige Mischung aus liebevoll und konsequent gibt dem Tier Sicherheit in seinem neuen Umfeld, und das bedeutet, nötigenfalls auch streng zu sein. Schmusen kann und sollte jeder, unnachgiebig bleiben ist aber viel schwieriger. Wer von seinem Hund angeknurrt oder durch die Gegend gezerrt wird, ist selbst schuld. „Böse“ Hunde gibt es nicht.

Treue Leser wissen, dass Frieda 2017 mit Alsterwasser getauft wurde und ein plattdeutsches Gedicht über sich ergehen lassen musste. Dass sie am Ostseestrand, in der Elbe und auf einer Hundemesse war und – unserer bislang schlimmster Tag – fast überfahren wurde. Sie liebt Kinder und alte Leute, mag Schnee, Krümel, Pfützen und Gänseblümchen. Sie hasst Hagel, Tierarztbesuche, Wühlmäuse und Krähen.

So ganz nebenbei habe ich mal eine kleine Frieda-Liste gemacht. Auf der steht, was im Vergleich zu früher mehr und was weniger geworden ist, seit Frieda unser Leben teilt. Mehr frische Luft, weniger Schlaf – Sie verstehen schon. Diese Soll-und-Haben-Aufstellung ist aber nun doch so umfangreich geworden, dass ich sie Ihnen erst in der kommenden Woche vorstellen kann.

Frieda verbringt Silvester übrigens an der Nordsee, weil wir dem jungen Hund die Knallerei in der Stadt ersparen wollen. Mal sehen, wie es ihr da gefällt. Dort startet sie dann paradoxerweise in ihr zweites Hamburg-Jahr, das hoffentlich so schön wird wie das erste.