Moskau.

Viele Moskauer dachten in der ersten Schrecksekunde an einen Anschlag - doch die Polizei geht bei einem schweren Busunglück mit vier Toten und einem Dutzend Verletzten von einem Unfall aus. Mitten im dichten Verkehr der russischen Hauptstadt fuhr ein Linienbus am Montag die Treppe zu einer Unterführung hinunter und überrollte etliche Fußgänger. Neun Verletzte wurden am Dienstag noch im Krankenhaus behandelt. Eine Frau schwebte in Lebensgefahr, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf Behördenquellen meldete.

Schauplatz des Vorfalls war der Kutusowski Prospekt, eine Hauptstraße im Westen der russischen Hauptstadt, an der ein vielbesuchtes Einkaufszentrum und die U-Bahn-Station „Slawjanski Bulwar“ liegen. „Ich ging die Treppe hoch, und da raste der Bus donnernd an mir vorbei. Ich habe gar nicht verstanden, was passiert“, sagte eine Augenzeugin namens Galina der Zeitung „Moskowski Komsomolez“.

„Jemand rief: „Ein Terrorakt!“, und alle waren in Panik. Ich bin zu dem Bus gelaufen. Es stank fürchterlich nach Benzin“, erzählte ein Mann, der ebenfalls in der Unterführung war. Die Polizei nannte als mögliche Unfallursachen technisches Versagen oder einen Fahrfehler. Der Fahrer wurde festgenommen. Wie das Staatliche Ermittlungskomitee mitteilte, sprach der 58-Jährige in einer ersten Vernehmung von einem Versagen der Bremsen. Er habe die Handbremse gelöst. Darauf habe sich der Bus selbst in Bewegung gesetzt, er habe ihn nicht mehr stoppen können.

Am Dienstag wurde der Mann mit Verdacht auf einen Schlaganfall ins Krankenhaus gebracht. Ärzte erklärten ihn für nicht vernehmungsfähig. In den russischen Medien und im Internet zerbrachen sich zahlreiche Experten den Kopf, warum der Fahrer mit 30-jähriger Praxis den Bus nicht irgendwie zum Halten gebracht habe.

Von der Unfallstelle wurden Verletzte mit mehreren Hubschraubern in Krankenhäuser geflogen. Rettungskräfte zogen den Bus mit einem Kran aus der Unterführung heraus. Dann schippten die Männer schaufelweise Schnee auf die Treppe, um sie zu säubern.

Die Verwaltung der russischen Hauptstadt ließ bis Dienstagmorgen 8000 Busse des öffentlichen Nahverkehrs überprüfen. Als Zeichen der Trauer wurden in Moskau viele Feiern abgesagt.