Grainau.

Die Stimmung in Grainau ist feierlich, aber konzentriert. Es ist Donnerstagmittag, die Ehrengäste haben sich in der Talstation aufgereiht. Kommunalpolitiker, Vertreter der bayerischen Landesregierung, verdiente Mitarbeiter der Betreiberfirma – alle sind gespannt, wie die neue Seilbahn tatsächlich aussieht, die viele von ihnen bislang nur von Bildern kennen.

Mindestens ganz Deutschland, so empfinden das jedenfalls die Tourismusmanager der Region um Garmisch-Partenkirchen, schaut an diesem Tag auf die bayerischen Alpen: Bei minus sieben Grad, Sonnenschein und einem atemberaubenden Panoramablick steht nun die Premiere bevor für die neue Seilbahn der Superlative auf die 2962 Meter hohe Zugspitze – nach drei Jahren Planung und drei weiteren Jahren Bauzeit. Mit 3213 Meter Abstand von der Stütze bis zur Bergstation ist die zu überwindende Entfernung so groß wie bei keiner anderen Pendelseilbahn. Und auch der Höhenunterschied von fast 2000 Metern zwischen Tal- und Bergstation ist einzigartig.

Alle setzen immense Hoffnungen in den 50 Millionen Euro teuren Neubau. Die Seilbahn soll noch mehr internationale Touristen auf die Zugspitze locken. Mindestens 50.000 zusätzliche Besucher im Jahr erwarten die Betreiberfirma Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG. Vergangene Woche warb sie auf dem New Yorker Times Square für den „Top of Germany“.

„Eine architektonische Glanzleistung“

580 Menschen können nun Stunde für Stunde auf den Gipfel fahren - die im vergangenen Frühjahr abgerissene Eibseebahn schaffte nicht mal halb so viele Passagiere. „Wir müssen die Urlaubermassen kanalisieren“, fordert Technikchef Peter Huber.

Dann ist es soweit: Mit leisem Surren kommt die Kabine angerauscht. Die Ehrengäste drängeln sich hinein. Die vollverglaste Gondel setzt sich in Bewegung. Die Sicht ist ausgezeichnet, die Scheiben werden beheizt, damit sie nicht beschlagen. Zehn Minuten nach dem Start zeigt sich das gesamte Ausmaß des Megaprojekts. Auf dem Gipfel thront ein Gebäude aus Glas und Stahl, Restaurants und Souvenirgeschäft inklusive. Bauarbeiter haben die bisherige Bergstation bei Wind und Schnee ausgebaut. „Eine architektonische Glanzleistung“, schwärmt Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner.

Unter dem vergoldeten Gipfelkreuz steht Rosi Mittermaier (67) neben ihrem Mann Christian Neureuther (68) und blinzelt in die Sonne. Die beiden ehemaligen Skistars gehören zu den ersten Fahrgästen und können ihre Begeisterung kaum verbergen. „Ein Jahrhundertbauwerk“, jubelt Mittermaier. „Die Seilbahn ermöglicht es Menschen, auf die Zugspitze zu kommen, denen der Ausblick sonst verwehrt bliebe“, sagt sie und meint Rollstuhlfahrer genauso wie Senioren – alles ist barrierefrei.

Dann begeben sich Mittermaier und Neureuther auf den Weg zur Kabine, sie wollen wieder ins Tal. Es hat alles geklappt.