Ein adretter Schreibtisch ist kein Allheilmittel: Ordnung kann im Berufsleben helfen. Unordnung aber auch
Es wäre so schön gewesen: einmal tatsächlich den Schreibtisch aufräumen, und schon steht dem Karrieresprung, dem tatsächlich verdienten Gehalt und der firmenweiten Anerkennung und Hingabe nichts mehr im Wege. Weil: je leerer, desto Weltherrschaft. Hat Donald Trump etwa Papierplunder auf dem Schreibtisch im Oval Office? Gibt es Fotos von Wladimir Putin, auf denen er fluchend den x-ten Ausgrabungsversuch unternimmt, um einen jahrelang verschollenen Mailausdruck ans Tageslicht zurückzuholen? Wird bei Angela Merkel um Aktentürme herum Staub gewischt, weil die mittelgebirgshohen Stapel heilig sind?
Doch sooo einfach ist das leider nicht mit unsereins, der Ordnung und jener Kreativität, die erst möglich ist, wenn der Geist fröhlich im Hier und Jetzt schlackern kann. Aufgeräumt sein kann hilfreich sein. Muss es aber nicht. Wie jetzt ein Berliner Psychologieprofessor im Fachmagazin „Forschung & Lehre“ („Leere“ wäre da ein passenderer Begriff) verkündete, seien besenreine Arbeitsflächen nur sinnvoll, solange man dort Routineblödsinn wegzuschrubben hat, weil jemand anderes das so von einem wollen darf.
Für das Ringen mit kreativen Ideen jedoch sei ein Gesamtkunstwerk aus Chaos und Kram ein ordentlicher Gewinn. Das Büro-Hirn wittert dann Anregung und nimmt sich – in Einzelfällen ist es ja halbwegs schlau – ein Beispiel daran. Eines allerdings hat der Forscher bei seiner These nicht bedacht: Man bräuchte in letzter Konsequenz längere Arbeitszeiten, um die eigene Werkbank je nach Auftragslage aufzuräumen oder vollzumüllen. Dann also lieber weiterwurschteln, der Rest findet sich, früher oder später.